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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0133
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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1926.)

erfuhren ferner, daß sie uns den medialen Mechanismus verstehen und die
Medien richtig experimentell behandeln und erziehen lehrt. Wir erkannten
endlich, daß sie uns bis in Bezirke des Wissens und der Aufhellung \ordringen
läßt, die vor einem Menschenaller noch mit einem aprioristischen Ignorabismus
vernagelt waren.

Und so möchte ich mit dem \nsspruch W alliier Rathenaus schließen:
„Sobald die geringste geistige Fernwirkung erwiesen ist, ist die Welt des Geistes
als wahrhaft wissenschaftliche Welt etabliert!" Sache der Wissenschaft ist es,
sich mit dieser Tatsache abzufinden und auseinanderzusetzen. Nicht aber ist
es angängig, gleich dem INeurotiker einen unbequemen Sachverhalt gewaltsam
ins Unterbewußtsein zu ^verdrängen und der Sache der Wahrheil einen Bärendienst
zu leisten.

Kritik und Methodik.

„Primitives Denken".

Von Dr. Edgard Dreher, Berlin.

Wenn wir in einer „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Soziologie'
einen Aufsatz finden über „Primiti>es Denken des heutigen Kulturmenschen
", so erwarten wir wohl eine Untersuchung über Denkirrtümer
und Vorurteile, die auf Politik und Wirtschaft \erhängnis>oilc Einflüsse
gehabt haben. Aber der Verfasser, Herr Dr. Plaut, der sich in dem Artikel
als Mitarbeiter von Moll >orstellt, hat diesen Titel vielmehr gewählt, um in
einer, dem Charakter der Zeitschrift angepaßten Weise Mimikry zu machen
für einen Kampfartikel gegen Okkultismus und Okkultisten. Leider läßt er
sich durch das vorgehängte fadenscheinige wissenschaftliche Mäntelchen allzu
deutlich in seine unwissenschaftlichen, allzu menschlichen Absichten blicken.

Plaut spricht von dem Berliner Okkultistenprozeß und stellt
ihn in Parallele zu dem Affenprozeß von Dayton. Als tertium compa-
rationis sieht er in beiden „einen interessanten Beitrag zur Psychologie des primitiven
Denkens, ein tragikomisches Porträt gewisser Kreise".

Man wird von vornherein gar nicht einmal geneigt sein, ihjm darin unrecht
zu geben, zumal er bei dem Affenprozeß spricht xon dem „unerhörten Widerspruch
zur Kultur des 20. Jahihunderts, zu dem Bilde, das wir gewöhnlich von
Amerika als dem fortschrittlichsten Lande der Welt haben", und dann fortfährt
: „Dasselbe gilt... für den jüngst abgeschlossenen Berliner Okkultistenprozeß
; auch hier liegt die Bedeutung für die Wissenschaft schon darin, daß
er überhaupt Gegenstand eines sehr ungleichen wissenschaftlichen Kampfes
werden konnte."

Abgesehen von der stilistischen Entgleisung, wird man den Gedanken dieses
Vergleichs nicht unbedingt ablehnen. In der Tat: hier wie da das verzweifelte
Sichauflehnen einer rückständigen Weltanschauung gegen Freiheit der Forschung
und Lehre — in der Tat ein „sehr ungleicher wissenschaftlicher Kampf*
(soll heißen: ein wissenschaftlicher Kampf mit sehr ungleichen Waffen), — in
•der Tat ein „interessanter Beitrag zur Psychologie des primitiven Denkens, ein
tragikomisches Porträt gewisser Kreise".

Am Ende stellt sich aber heraus, daß Plaut unter seinen „gewissen Kreisen'4
nicht diejenigen verstanden wissen will, die auf Grund ihrer Buchgelehrsamkeit


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