http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0159
140 Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1926.)
gelegt, die Gummischuhe neben der Lette stehen lassen. Den Mantel nahm
Herr X. ins Zimmer, damit er nicht kalt hänge. Das Gespräch drehte sich um
pri\ale Zukunftspläne des Herrn \., auch wurde der Mediumismus behandelt.
So beklagte sich das Medium, daß es die Phänomene nicht in der Gewalt habe.
Diese Stimmung ist meist günstig und wird \on mir gefördert, weil dann das
Unterbewußtsein des Mediums dieser Affekleinstellung nachgibt und zu wirken
anfängt. Die ganze Stimmung ließ mich intuitiv ein Eintreten \on Phänomenen
erwarten und ebenso intuitiv förderte ich durch Gebärde und Worte
diese, ohne im einzelnen angeben zu können, nach welchem Plan. Bald ließen
sich Klopf laute \ernehmen, welche dort so klingen, als wenn jemand mit Aollem
3Iunde ,,pong, pong, pong" sagen würde, auch hörte man ab und zu ans
den Zimmerecken ein hohles eintöniges Flöten.
Eigentlich müßte man immer eine Art Taschenapparat für kinemalo-
graphische Aufnahmen und ein Taschendiklaphon ,.schußbereit" mit haben,
denn wenn die Phänomene mit den ganzen übrigen Vorgängen zusammen sich
abgespielt und die Aufmerksamkeit >on Moment zu Moment immer stärker
in Anspruch genommen haben, hat man nachher die Reihenfolge der Geschehnisse
nicht mehr mit absoluter Sicherheit im Gedächtnis. Oeshalb kann ich
auch in dieser Beziehung nicht die sichere Bürgschaft für die folgende Darstellung
des Ablaufs übernehmen. Unsere Gegner haben Recht, wenn sie auf
diesen schwachen Punkt der subjektiven Färbung und Nachkonstruktion hinweisen
, daher muß ich offen berichten und g°wissenhaft mich einzaschätzen
suchen.
Da >om Vorzimmer aus an der Tür wie mit leichter Hand geklopft wurde
— ich habe bei anderer Gelegenheit ein tobendes Pol lern erlebt — ging ich
ins Vorzimmer, um die Tür ß nach der Wohnstube zu zu verschließen, was
sich leider nicht als möglich erwies. Nun weiß ich eben nicht genau, wann
ich zu diesem Zweck hinausgegangen war, \or oder zwischen den zwei einzelnen
Phänomenen. Wir besprachen, um den Tisch sitzend, wie man es anstellen
könne, daß man die Phänomene mehr in die Gewalt bekomme, als das Medium
seinen Blick wie abwesend in die Ferne richtete und meinte, daß der junge
Mann oder Knabe — es müsse ein Verstorbener sein (könnte der Beschreibung
nach stimmen. Bl ) — den er seit einiger Zeit bei mir stehen sehe, sich anschicke
Unfug zu treiben, da man Strahlen von ihm ausgehen sehe. Auch verdichteten
sich in der Luft sichtbare einzelne schwarze Wellen zu irgendeinem viereckigen
Schatten. Es könnten die Kassetten sein, meinte Herr X., welche möglicherweise
wieder erscheinen wollen. (Uns waren einige Zeit vor dem Sitzungstage aus dem
Gastzimmer Kassetten verschwunden — ein Einzelphänomen einer ganz eigentümlichen
sich länger hinziehenden Kette \on Erlebnissen, über die ich gelegentlich
näher beirchten könnte). Nnch einiger Zeit, während das Medium den
Schatten, den es nur allein sah, mit den Augen \ erfolgte, merkte ich plötzlich,
wie etwas Schattenhaftes irgendwo aus der Gegend des Mediums, das sonst still
dasaß, hervorzukommen schien, eine schaukelnde Bewegung nach oben ausführte
und bei der Tür D niederfiel (I). Hier muß ich einflechlen, daß, wie auch
früher beobachtet, wir drei Anwesenden alle verschiedener Meinung über die
Richtung waren, von der der Gegenstand herkam. Eine unzweideutige Klarheit
ist meist bei Apporten in dieser Beziehung nicht zu erreichen. Es ist so,
als wenn der Gegenstand erst allmählich aus dem Unräumlichen ins räumlich
Faßbare treten würde.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0159