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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0163
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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1926.)

Hauptmann R. war der erste, dem er das Geheimnis anvertraute. Aber
damit kam es nicht zur Ruhe; es wollte auch noch der „Tochter" gebeichtet
sein. Dazu fand aber P. nicht die Kraft und auch nicht den
Willen. Der Freund sollte diese Mission übernehmen und nach seinem
Tode ausführen. Braucht man sich unter solchen Umständen zu wundem
, daß die ganze Einstellung des P. in seiner Sterbestunde nach dem
Freunde gerichtet war und eine Kundgebung auslöste, wie man sie als
Kundgebungen Sterbender seit alten Zeiten kennt!

Solche „Kundgebungen Sterbender" beweisen für die individuelle
Fortdauer nach dem Tode nichts, denn sie kommen in ganz gleicher Form
auch bei Ohnmächtigen, ja bei großer seelischer Erschütterung sogar im
Wachzustande vor, wie u. a. ein Fall beweist, der sich erst vor kurzem
in meinem allernächsten Bekanntenkreis ereignete. Da hatte sich ein
Herr ins Gebirge begeben, um mit einer Gruppe von Sportsleuten eine
Skitour zu unternehmen. Infolge sehlechten Wetters kam die Gruppe in
eine Staublawine und wurde in die Tiefe gerissen. Ein junger Mann,
der einzige Sohn seiner Eltern, war tot. Der erwähnte Herr, der in dem
Augenblick, in dem die Schneemassen in Bewegung gerieten, eben ein
Felsenhorn überquerte, an dem sich die Lawine spaltete, blieb gänzlich
unversehrt und sah zu, wie seine Begleiter in der Tiefe verschwanden.
Genau auf die Minute hin blieben zu Hause in seiner Wohnung
beide Uhren stehen, eine Wanduhr im WTohnzimmer und die
Weckeruhr im Schlafzimmer. Als noch am gleichen Tag ein Telegramm
einlief, welches die Katastrophe meldete, setzte mich seine Frau sofort
von dieser wie auch von dem Stehenbleiben der Uhren in Kenntnis, das
mir überdies noch von dem Sohne bestätigt wurde. Nach der am anderen
Tag erfolgten Heimkehr des Mannes nahm ich mit diesem sofort ein
eingehendes Verhör vor über seine seelische Verfassung während der
Katastrophe. Diese ergab, daß er sich in furchtbarer Erregung
befand und daß sein Bewußtsein ganz von der Katastrophe und von dem
Gedanken an die Rettung der Verunglückten erfüllt Jvvar. Irgendein
anderer Gedanke sei nicht in ihm aufgestiegen, namentlich aber sei ihm
nicht der leiseste Gedanke an seine Familie gekommen. An diese habe
er erst gedacht, nachdem der Tote geborgen und die übrigen Verunglückten
gerettet waren, was immerhin einige Stunden in Anspruch nahm.

Trotz dieser Geistesverfassungerfolgte im Augenblick
des Unglücks in seiner etwa 150 — 200 km entfernten
Wohnung die erwähnte Kundgebung. Man sieht aus
diesem Vorgang, daß es nicht das Sterben an sich ist,
das solche eigentümliche Formen von Fernwirkung
auslöst, sondern ein dem Sterben verwandter Zustand
der Umdämmerung des Bewußtseins, wie er
auch dem Schlaf, der Ohnmacht, dem medialen oder
somnambulen) Zustand, ja sogar, wie wir hier sehen,
einer bis zur Ekstase gesteigerten seelischen Erregung
eigen ist, die den ganzen Bewußtseinsorganismus
in Anspruch nimmt und neben sich kein weiteres
Bewußtsein aufkomme n läßt. Daher ist auch die Sprache
dieser Kundgebungen nicht die klare Sprache des bewußten Handelns,


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