Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0175
156

ihm auch nur zum leidesten Versuch, sich in Zweifelsfällen mit den okkulten
Deutungsmöglichkeilen eines Phänomens auseinanderzusetzen, und das läßt
sich natürlich nm dadurch erklären, daß, wenn Moll einem Phänomen gegen-
ühersleht, die Frage für ihn nicht lautet: Wie habe ich das Phänomen zu erklären
? sondern: wo liegt der Trick, wo liegt der Betrug? Wer es fertig bringt,
die mühselige und unendlich sorgfältige Forscherarbeit Schrenck-Nolzings als
ein „Zwischenstück zwischen Theater und Salon" zu bezeichnen, gibt damit
wohl deutlich genug zu erkennen, daß er einer nüchtern-sachlichen Einstellung
nicht fähig ist. Nebenbei: Was will der Ausdruck „Zwischenstück zwischen
Thealer und Salon" eigentlich besagen? Offenbar sieht Moll die Medien Eva C,
Stanislaw a, Willi und Rudi Schneider tisw. für die Schauspieler an, deren
Produktionen dann für den Salon des Herrn Baron ausgebeutet und ausgewertet
werden. Mit anderen Worten: Schwindel au£ der ganzen Linie. Aber wie setzt
sich Moll mit all den fielen Kautelen auseinander, die Schrenck-Notzing eingeführt
hat, um sich gegen Täuschung zu sichern? Es wäre sehr interessant, darüber
etwas von Moll zu hören, und es scheint mir für ihr» sogar eine Pflicht
vorzuliegen, sich darüber zu äußern, wenn er nicht will, daß dieses Werturteil
als eine ebenso leichtfertige Entgleisung aufgefaßt werden soll wie die durch
keinerlei Tatsachenmaterial zu erhärtende Verunglimpfung Frau Yollhards.

Die Stellung Molls gegenüber der Forschungsarbeit Schrenck-Notzings ist
typisch. W7ie mit diesem „Gegner" so ist er awh mit allen anderen, so ist er mit
der großen wuchtigen Masse der okkulten Tatsachen im Handumdrehen fertig,
gleichgültig, ob es sich dabei um Ereignisse handelt, die von heule und geslern
datieren oder um Fakten, die um Jahrzehnte zurückliegen. Es sei ohne weiteres
zugegeben, daß die letzteren oft verdächtig sind und nur sehr vorsichtig gewertet
werden dürfen. Immerhin gibt es auch da allerhand, was nicht so ohne
weiteres beiseite gelegt werden kann. So etwa der außerordentlich gut beglaubigte
Spukfall von Java.

Wie hilft sich Moll? Er erinnert sich daran, daß ein kleines Malaien-
mädfhen dabei eine Bolle spielte, und das genügt ihm zur Erklärung. Ein
derber Alliieralionswilz, nicht einmal auf den Fall passend, da der Spuk auf
der niederländischen Insel Java und nicht auf dem englischen Festland vor
sich ging, tut das übrige. „So klug wie die Berliner Okkultisten ist so eine klein©
Hange In Bangun auch.*" v

Ein anderer Fall. Moll spricht von den rechnenden Pferden, und zwar
offenbar vom klugen Hans, denn von seinen Nachfolgern scheint er noch nichts
zu wissen. Er rühmt sich, daß er es gewesen ist, der seiner Zeit zuerst entscheidend
nachgewiesen habe, daß von einer verstandesmäßigen Leistung der
Tiere keine Rede sein könne, daß alles Dressur und nur Dressur sei. Aber da
taucht denn doch die Frage auf, ob Moll keine Ahnung davon hat, daß die
von ihm hier entwickelte Weisheit nichts anderes ist als ein grober Irrtum
von gestern. Hat er wirklich nichts gehört von den außerordentlichen Fortschrilten
, die das Studium der Tierpsychologie inzwischen gemacht hat, von
den Leistungen der Kral Ischen Pferde, des Hundes Rolf, von den. Forschungen
der Zoologen Pro£. Ziegler, Prof. Grubei und vieler anderer, die
in gleichem Sinne arbeiten? Weiß er nichts davon, daß gegen das Urteil
Stumpf—Pfungst—Moll inzwischen sozusagen längst Revision angemeldet
worden ist und daß alle Aussicht dafür besteht, daß die endgültige Entscheidung
wesentlich anders lauten wird als er es zu wünschen scheint?


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0175