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gestanden halle. Der Kommandant der Leibgarde ging auf sie zu, um sie zu
begrüßen und sie zu der Leiche der Königin zu führen, woselbst er dann,
/.urüeklrelend, sie bei der Toten, feinfühlend, allein ließ. --Es herrschte mm
auf einmal eine Grabesslille, die man dem lebhaften Schmerze der Gräfin zuschrieb
, und die Offiziere der Wache warteten geraume Zeil mit dem Eintritt
in den Saal, um ja uichl durch ihre Gegenwart die Andacht der Gräfin zu
slören. Da man jedoch schon eine beträchtliche Zeit gewartet hatte, ohne daß
die Gräfin zuiückgekommen war, begann man zu befürchten, daß sie ohnmächtig
geworden oder ihr sonst etwas zugestoßen sei. Der Hauptmann öffnete
daher die Tür, welche zu der Kapelle führte, und trat ein, um' jedoch unverzüglich
-verwirr! und bleichen Antlitzes zurückzuweichen. Alle Offiziere stürzten
ihm nun soforl nach und sahen zu ilnem großen Schrecken deutlich von der
geöffneleu Türe aus die Königin leibhaftig neben ihrem Sarge sieben, in inbrünstiger
Lmarrnung mil der Graf in Sleenbok. Die Erscheinung machte den
Eindruck, als ob sie in der Luft schwebe, nahm allmählich an Deutlichkeit ab
und schien schließlich sich in einem dichten Nebel aufzulösen. Als sich dann
diese Nel einlasse zerteilt und verflüchtigt halte, da sah man die Königin
(wohlgemerkt, den null während der Erscheinung ruhig auf der Bahre liegengebliebenen
irlischen Körper derselben) nach wie vordem entseelt auf dem
Paradebeile liegen; abei die Gräfin Sleenbok war unerklärlichere eise verschwunden
, und wie man auch nach ihr Umschau hallen und jeden Winkel der
Totenhalle, wie schließlich des ganzen Palastes absuchen mochte, es blieb jede
Bemühung erfolglos und keine Spur war von ihr aufzufinden. Nachdem man
nun sofort einen Eilboten mit dieser höchst seltsamen Nachricht an den Hof
nach Stockholm abgesandt halte, da erfuhr man, daß die Gräfin Steenbok,
welche Stockholm gar nicht virlassen halte, in dem nämlichen Augenblick gestorben
war, als sie von den Offizieren der Leibgarde in den Armen ihrer
verstorbenen Konigin gesehen worden war.

Leber dieses Ereignis nahm man dann ein genaues Protokoll auf, das di^
1 nl( rschriflen sämtlicher Offiziere trug, welche Vugen/eugen der seltsamen
Erscheinung gewesen waren. Dieses eigenartige Dokument wird heule noch in
dem königlich schwedischen Archiv aufbewahrt. Dem Protokoll ist noch eine
besondere Auslage des Hauptmanns der Leibgarde beigefügt, die ein Geheimnis
von größter Wichtigkeit betrifft, welches die verstorben.4 Gräün ihm anvertraute
, bevor sie in die Kapelle /u den aufgebahrten irdischen l eberreslen der
Königin geschritten war.

Die Erscheinung der umarmenden Königin ist .inimistisch nicht zu erklären
. Und war die Gräfin, die Einlaß zur aufgebahrten Königin verlangte,
eine materialisierte Erscheinung ihrer selbst (?), indem sie ihre sehnsuchtsvollen
Gedanken in ihren letzten Vugenblickeu dahin projizierte? Möglich!
Vber wie seltsam! Eine na(üi liehe Gestalt, die mil dem Kommandanten spricht,
der aber nicht den geringsten Anstand nimmt, eine leibhaftige, lebendige Dame
vor «*ich zu sehen. Oder sollt'* diese Erscheinung eine Halluzination gewesen
sein? Das schwerlich! Denn es war offenkundig die ganze Wache Zeuge dieses
\ orkommnisses. Lud wenn dies auch nach dem Buchstaben der Zeitung nicht
der Fall gewesen sein sollte, so waren sicher die wachhabenden Offiziere
Zdigen der ( marmung der Königin mit der Giäfin. \ ielleicht ist die Wiedergabe
der Zeitung lückenhaft, vielleicht auch vollkommen aus der Luft geglitten
, jedenfalls wäre es von hohem Jnlcresse, die Richtigkeit obzilierler


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