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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1926.)

sterbenden Mackenzie den Ingenieur erreicht, aber die Schwelle seines Bewußtseins
nicht übersehtillen hat. /|8 Slunden nach dein Tode erhielt der Ingenieur
die briefliche Nachricht von dem angeblichen Selbstmord. Kurze Zeit >orhcr
hatte er im Traum die Erscheinung Mackenzies, der ihm meldete, daß die Beschuldigung
des Selbstmordes falsch sei. Daß von ankommenden Briefen eine
suggestive Fernwirkung ausgehen kann, wird von Flammarion zugegeben. Der
Einwand, den er gegen die Annahme einer solchen Fernwirkung in diesem
Falle erhebt, ist lediglich der, daß der Brief den Selbstmord meldet und
nicht den Irrtum in der Annahme der Todesursache, wie ihn die Erscheinung
Mackenzies dem träumenden Ingenieur berichtet. Nimmt man aber an, daß der
Ingenieur sowohl von dem Sterbenden wie >on dem ankommenden Brief beeindruckt
worden ist, so erscheiut es naheliegend, daß der Widerspruch
zwischen diesen beiden Fernwirkungen den Traum auslösen konnte. Der Um-
stand, daß es sich um eine Traumerscheinung handelt, macht es ohnehin
wahrscheinlich, daß die telepathische Bolschaft des sterbenden Mackenzie
verdrängt worden war und daher im Traum durch den zweiten, entgegengesetzten
Beiz überschwellig wurde.

"So ist die angebliche Verspätung leicht zu erklären, während gerade
die spiri tistische Erklärung durchaus nicht befriedigt. Denn
warum sollte der Geist des verstorbenen M. bis zur Ankunft dos Briefes zögern,
um dem Ingenieur die Tatsache seines Unglücksfalles und die irrtümliche Annahme
eines Selbstmordes zu melden? Warum tut er dies nicht in >ernünf-
tigen and klaren Worten, sondern mit oll jenen Ilemmungserscheinungen, wie
sie für Träume charakteristisch sind, aber nicht für Leute, die einander ernsthafte
Mitteilungen zu machen haben? Diese Fragen läßt die spiritistische Erklärung
offen.

„Beim Erforschen der Symptome einer Salzsäurenergiftung fand ich, daß
diese so ziemlich mit dem übereinstimmen, was ich im Gesicht Roberls sah."
Auch dieser Teil des Berichts bietet keinerlei Anhalt für die Annahme eines
spiritistischen Zusammenhanges. Wir wissen aus Berichten von Schleich1),
daß Hysteriker z. B. eine Tetanus-Infektion naturgetreu kopieren können,
ohne jemals eine gesehen zu haben. Rätsel über Rätsel! — indessen nicht in
supranormalen, sondern in klinisch beobachteten Erkrankungsfillen der normalen
Psyche.

Sind Indizienbeweise für die Annahme eines spiritistischen Sachverhalts
^ schon von vornherein nicht als schlüssig anzuerkennen, so ganz besonders dann
nicht, wenn ihnen eine teleologische Fragestellung zugrunde liegt. Eine
Beweisführung, daß das Unterbewußtsein für das Leben nach dem Tode eingerichtet
sein müsse, da es „im diesseitigen Leben seiner Aufgabe nicht ganz zu
genügen imstande* sei2), wird man aber schon aus dem Grunde ablehnen
müssen, weil die Rolle des Unterbewußtseins für das individuelle diesseitige
Leben ihrem ganzen Umfange nach noch gar nicht erkannt ist.

Die von K. zitierte Notiz aus dem Prager Tageblatt betrifft ein Erlebnis,
wie es Flammarion in seinen „Rätseln des Seelenlebens", ebenso Kemmerich3
) u. v. a. wiederholt berichtet haben. Auch in dem Bericht über die

1) Schleich, Vom Schaltwerk der Gedanken. Verlag Fischer, Berlin 1921.

2) Konecny, Eine Betrachtung über Animismus und Spiritismus. Psych.
Studien, April 1925.

8) Kemmerich, Gespenster und Spuk. Haus Lhotzky. Ludwigshafen 1921.


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