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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0203
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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1926.)

richl vermißt, er doch an dem anderen anerkennen muß. Sehr richtig wird
aber betont, .,daß eine anhaltende Beschäftigung mit dem metapsychischen
Gebiete bestätigt, was schließlich der Wissenschaftler auf jedem Gebiet als
einen Segen der Forschung entdeckt: daß man durch die Arbeit auf ihm selbst
einen gewissen „Takt" oder ein ,,Geführ' erwirbt, die das weitere Erkennen,
aber auch das Bewerten von Tatsachen nicht minder bestimmen, als dies durch
slrenge Regeln des klaren und schrittweisen Forschens geschieht." Dabei können
gerade auch Nebenunis lande, die an sich schwach bezeugt sind, doch in
größerem Zusammenhange eine erhebliche Bedeulung gen innen (S. 366).

Das wesentliche Ergebnis, zu dem Matlicsen bei seiner gründlichen Beschäftigung
mit der Melapsychologie kommt, ist ein metaphysisches. Und darauf
beruht die große Bedeutung seines Buches. Wir haben hier eine Metaphysik,
die nicht in die Wolken hineinbaut, sondern die aus der unentrinnbaren Logik
harter Tatsachen folgt und deshalb um so bedeutsamer ist. Der Verf. zeigt,
daß das menschliche Einzelbewußtsein kein schlechthin einheitliches und in sich
verkapselles Ganzes ist. Es gibt seelische Spaltungen, von denen die eine in die
andere übergreifen kann, es gibt neuauflauchende sedische Komplexe, deren
Herkunft die nur mit immanenten Größen rechnende Psychologie nicht erklären
kann, es gibt in der Telepathie Uebergriffe von einem Bewußtsein ins
andere, ja es gibt in dem Hellsehen und den spiritistischen Vorgängen ein Teilhaben
an dem Bew ußlseinsinhalt eines U e b e r i c h s oder von U e b e r i c h e n .
der mehr umfaßt als aller Inhalt des Bewußtseins wie des Unterbewußtseins
der Einzeliche. Damit ist der Rahmen der modernen Weltanschauung gesprengt
, eine neue Epoche der Geistesgeschichle eingeleitet. Und da sich nun
der enge Zusammenhang zwischen den metapsychischen Tatsachen und den
Erfahrungen der Mystiker aufdrängt, sowenig man auch beide einander gleichsetzen
darf, so zieht Mattiesen aus seinen Ergebnissen die Folgerung, daß sich
auch in den seelischen Erlebnissen d°r Mystiker und Heiligen manch wirkliche
Einwirkung einer Ueberwelt findet, mag sie sich auch immer nur in mehr oder
minder subjektiven Formen geltend machen.

Doch das sind Gedankengänge, die mehr den Religionsforscher interessieren
, mögen sie auch für diesen von sehr erheblicher Bedeulung sein, zumals
im Gegensalz gegen die sog. dialektische Theologie von Karl Barth und Genossen
, die stark mit einer „ent^ötterten' Well rechnet. Für den Parapsycho-
logen bleibt bedeutsam die metaphysische Deutung einer Reihe von okkulten
Talsachen. Es lohnl sich sehr, seine diesbezüglichen ebenso seharfsinnigen
*ie gelehrten Ausführungen recht gründlich zu studieren. Malliesen ist zunächst
sehr geneigt, das seelische Moment in den okkulten Erfahrungen
allein zur Geltung kommen zu lassen. Das geht soweit, daß er auch manche
Ilellsehaktc, die sich nicht auf dem Wege einfacher Gedankenübertragung
verständlich machen, durch Teilhaben des Hellsehers an dem Inhalt des Bewußtseins
eines Ueberichs erklären möchte. Sovv<it es sich hierbei um ein
Hellsehen in die Zukunft handelt, dürfte er jedenfalls im Rechte sein.
Dafür, daß es* ein solches Hellsehen tatsächlich gibt, bringt Mattiesen ein gutes
reiches Material, ohne sich dabei auf sog. Paradeslücke wie die Weissagungen
eines Nostradamus oder eines Cazotte wesentlich zu stützen. Er beklagt es mit
Rechl, daß manche zweifelhaften Freunde der Melapsychologie über diese ihnen
sehr unbequeme Seite des Hellsehens mit einer ganz unglaublichen Flüchtigkeit
hinweggehen. Für die \uffassung aber, daß andere Hellsehakle


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