Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0218
v. Schrenck-Notzing: Neuere Untersuchungen über telekinetische Phänomene. 199

und scheint nicht die Neigung zu haben, bei jeder sich bietenden Gelegenheit
Tricks anzuwenden. Es wäre außerordentlich wünschenswert, daß dieses Medium
der wissenschaftlichen Forschung erhallen bliebe/*

Die Entwicklung eines zunächst in ablehnender Haltung verharrenden
Naturforschers vom Range Thirrings zum Parapsychologen und zwar auf dem
Wege eigener Erfahrung, erscheint bemerkenswert, weil bei ihm sich jene Erlebnisphasen
wiederholen, wie sie jeder Experimentator kennt, welcher sich
längere Zeit praktisch mit diesem Gebiet beschäftigt hat.

Die eigene Kontrolle des Mediums, >on ihm in der überwiegenden Mehrzahl
der Sitzungen selbst ausgeübt, gibt dem Forscher nach und nach die absolute
Ueberzeugung, daß Willy bei etwaigem mechanischen Zustandekommen
der Phänomene durch Trick und dergleichen als Agent nicht in Frage kommen
kann. Auch die Helfershelfertheorie läßt sich angesichts des öfteren Ortswechsels
für die Sitzungen, sowie der damit verknüpften Aenderung in den
Versuchsbedingungen nicht aufrechterhalten. Dazu kommt, daß die Wiener
Sitzungen ohne Kabinett stattfanden, das heißt ohne Vorhänge, hinter denen
sich etwa ein Komplice hätte verbergen können.

Professor Thirring war bereits vollkommen \on der Pvealität dieser Vorgänge
überzeugt, als der oben geschilderte Fall des Betrügers Krauß ihn wankend
machte. Denn derselbe lehrt, daß auch ein vorsichtiger Experimentator, sofern
er nicht über hinreichende Erfahrung verfügt, gelegentlich betrogen wird, daß
aber anderseits der Mechanismus solcher Schwindeleien einem scharfsichtigen
Versuchsleiler nicht lange verborgen bleiben kann.

Charakteristisch ist auch das Verhalten der Kommissionskollegen, denen
das Urteil des eigentlichen Versuchsleiters nicht genügt, die ohne selbst kontrolliert
zu haben, die Realität der Phänomene nicht anzuerkennen vermögen.
Schon die Anwesenheit einer Frau bei solchen Untersuchungen gilt als Verdachtsmoment
.

Die Beobachtungsresultate des Wiener Physikers stimmen, obwohl sie ganz
unabhängig von irgendeiner literarischen oder persönlichen Beeinflussung
zustande kamen, mit unseren Versuchsergebnissen \öliig überein und bieten
eine äußerst wertvolle Bestätigung derselben.

Alles, was über Musik und Zirkel, über den sexuellen Faktor, über die
Bedeutung des weiblichen Elements als Anregung für die vitale Entelechie des
Mediums, über die psychische Harmonie der Teilnehmer in ihren Rapport
mit den paraphysischen Perzipienten, sowie über die notwendige seelische Erregung
desselben oder gegebenenfalls über seine psychischen Hemmungen \on
Thirring ausgeführt worden ist, trifft durchaus zu und gibt das vollkommen
wieder, was wir selbst seit Jahren als Grundsätze für das Gelingen solcher
Sitzungen aufgestellt haben.

Obwohl von Beruf Physiker, erkannte der scharfsinnige Wiener Forscher
alsbald, daß die paraphysischen Phänomene in ihrer Kontinuität mit dem
Körper des Mediums doch wesentlich ein Problem des unterbewußten Seelenlebens
darstellen, das heißt psychogener Natur sind.

Somit ist die wirksame Mitarbeit des Professor Thirring auf parapsychologischem
Gebiet dankbarst zu begrüßen und wird hoffentlich auch weiterhin
zur Förderung unserer jungen Wissenschaft das ihrige beitragen!


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0218