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Schilfcmcit: Meine okkulten Erlebnisse.

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ich Aufträge an den Geist, brauchte ich sie nur Hilde anzugeben, worauf ihr
Uni crJ>e wüßt sein lialürlieh sofort reagierte.

Die Entwicklung aus dem Sehreil)- zum Sprechniedium lag sonach in dem
natürlichen Gang der Ereignisse, da S. Y. - - man kann \orläufig annehmen,
das personifizierte Unterbewußtsein --- bald die ganze motorische Applikatur
des Mediums beherrschte. Meine Schwester verfügt»* über eine ganz hübsche
Stimme und spielte auch etwas klarier. Diese Tätigkeilen wurden nun oft
auf meinen Wunsch hin durch S. V. geregelt und inspiriert, wodurch ganz
eigenartige schöpferische Kräfte ans Tageslicht gefördert und Improvisationen
zu Gehör gebracht wurden, die auch zu Besuch weilende Personen in Erstaunen
setzten, ohne daß diese von der eigentümlichen* psychischen Verfassung
der Produzierenden eine Ahnung hallen.

Ich will mich jedoch über dies,» erste Phase meines okkulten Erlebens nicht
weiter verbreiten, da es sich hier noch lediglich um mediuniistische Phänomene
handelte, und möchte nur noch erwähnen, daß ich diese Versuche mit
meiner Schwester zu jeder Tageszeit vornehmen konnte und von einer Abhaltung
regulärer Sitzungen gar nicht mehr die Hede war. Das Medium brauchte
nur guten Willens zu sein, Und oft war dies nicht der Fall, und es erforderte
dann großer lTeberredungskuns( meinerseits,.die Hemmungen zu beseitigen.
Das Medium empfand die Sbhängigkeil von meinem Willen immer mehr ah
/wiiiig; allmählich steigerte sich der Widerwille gegen diese Experimente, und
als eines Tages jemand Hilde einredete, sie müsse bald sterben, wenn sie sich
weiter mit Spiritismus beschäftigte, war es mit der Herrschaft S. Y.s einstweilig
zu Ende. Meine Schwester gab an, S. Y. hätte sie verlassen. Trotzdem
angestellte "\ ersuche hallen auch gegenüber den unterbewußten Hemmungen
nicht den geringsten Frfolg.

FSaehholen möchte ich jedoch noch ein Erlebnis telepathischer Art. Das
Auffinden versteckter Gegenstände führte mich zur Fortsetzung telepathischer
Versuchsreihen. Die Experimente mit karten und hinler den Rücken gehaltenen
Gegenständen befriedigten mich wenig, da zu oft vorbeigeschossen wurde.
Immerhin waren auch zahlreiche Treffer, die das Erraten auf telepathischem
Wege wahrscheinlich machten. Ich versuchte etwas anderes, holte einen Band
SchiFei, schlug ihn auf und wollte meine Schwester veranlassen, die aufgeschlagene
Seile, welche ich vor Augen hatte, zu lesen, während sie nur den
Rücken des Randes sehen konnte. Die^r Versuch mußte natürlich mißlingen.
Ich legte also den Band aufgeschlagen auf den Tisch und setzte das Experiment
mit den Karlen fort, als plötzlich meine Schwester ohne jede Aufforderung
meinerseits eine ganze Seite aus Schillers Räubern herunterdeklamierte
und zwar gerade die Seile, welche aufgeschlagen auf dem Tische lag. Ich entsann
mich, daß Hilde während des Kartenexperiments einen kurzen Moment
an das Ruch herangetreten war und mit dem Blick das aufgeschlagene Blatt
ganz flüchtig gestreift halte. Der Blick einer Sekunde halte also hier genügt,
den Inhalt der ganzen Seile dem Unterbewußtsein zu vermitteln und kollektiv
dem Gedächtnisse einzuprägen.

Aul diese erste Phase trat ein längerer Zeitraum ein, in dem jede Mani
feslalion okkulter Art vollständig unterblieb. Die zweite Periode, welche nach
einigen Jahren einsetzte, deutete ohne Zweifel auf einen Uebergang rein me-
diumistischer Phänomene zu ausgesprochenem Spuk. Charakteristisch hierfür ist
auch der Umstand, daß diesesmal die Initiative nicht von einem bewußten Wil-


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