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auf eine von uns fixierte Stelle niederlegen. Auch das Buch seihst wurde
bestimmt. Es handelte sieh um die mehrere Pfund schwere Literaturgeschichte
von Yihnar, welche auf meinem Schreibtische im Vorder/immer in der Nähe
des rechten Fensters lag. In dem Wohnzimmer befand sich neben der Alkovcn-
lür ein an der Wand befestigtes Bücherregal. Auf dieses sollte der Yihnar
vor meinen Augen niedergelegt werden.

S. V. sagte zu, und nun war ich gewiß, daß mein Warten nicht umsonst
sein vv«»rde. Indexen wollte ich ihm die Arbeit nicht zu leicht machen, deshalb
schloß ich, nachdem meine Schwester das Haus verlassen, die \erbindungs-
türen. Der Geist mußte also, um das pfundschwere Buch zu mir zu 1 ragen,
nicht nur mit ihm die ganze Länge des Vorder/immers durchmessen, sondern
auch noch mit ihm den Weg durch zwei geschlossene Türen finden.

Ich setzte mich also in dem Wohnzimmer auf das Sofa nieder und wartete
die Zeit ab, den Blick konsequent auf die Stelle des Breuls heftend, die von
uns für die Niederlegung des Buches bezeichnet war. Es war die bestimmte
Minutenzahl eben verstrichen, als ich plötzlich die erste Tür klappen hörte;
fast zu gleicher Zeit flog auch vor meinen Augen die Alkovenlür auf und mit
großem Krach klatschte der dickleibige \ ilmar auf das Regal. Große Freude
meinerseits über die außerordentliche Leistung. Da ich das Buch nicht durch
die Luft fliegen sah, sondern erst zu Gesicht bekam, als es auf dem bezeichneten
Platze lag, nehme «ch an, daß der Apport durch De- und Remalerialisation
zuwege gebracht wurde. Da ich ferner ganz allein in der Wohnung und meiner
Sinne vollkommen mächtig war, war dieser neue Beweis für mich von absolut
zwingender Natur. Ob er es auch für andre sein mag, ist eino Sache für sich,
da es ja jedem frei s cht, meinen ganzen Bericht für glatten Humbug anzusehen.

Mein lebhafter Wunsch war es damals, den Jlervorbringer dieser Phänomene
in seiner körperlichen Gestalt zu sehen; allein, dieses ist mir in vollkommener
Weise nicht geglückt. Doch verfehlte der Hausfreund nicht, milden
Beweis in die Tiand zu geben, daß es wohl in seiner Macht lag, sich auch
bei hellem Tageslicht zu materialisieren, und wenn er dieses nicht direkt vor
unsern Augen tat, dann lediglich aus dem Grunde, unsere Nerven zu schonen
und uns nicht in vnnülze Aufregung zu versetzen.

Wie schon gesigt, schien S. \. bei seinen Spukmanifestalionen nur die
Tendenz zu haben, uns die Zeit in amüsanter Weise zu verlreiben. Deshalb überfiel
er uns niemals mit seinen Kundgebungen und kündigte sie uns, wenn die
Initiative von ihm ausging, stets vorher an. Auf welche drollig n Einfalle uns^r
Freund kam, hierfür nur ein Beispiel. Als eines Tages meine Schwester und
ich im \ orderziminer saßen, hörten wir auf einmal in der Luft ein lautes und
vernehmliches Schnarchen. Wir mußten hierüber lachen, als der Gei>t uns
die Nachricht zukommen ließ, doch jetzt recht ruhig zu sein, da er augenblicklich
sein Nachmitlagsschläfchen abhalte.

Für die Talsache, daß S. \. sich gelegentlich auch malerialisieien konnte,
habe ich drei Beispiele. Ich saß eines Tages mit meiner Schwester im Wohnzimmer
. Die \ erbindungstüren zum A orderziminer standen weil offen. Mein
Blick war gerade dorthin gelichtet, als ich von der Decke des \ orderzinmiers
etwas wie eine weiße Wolke herniederschweh*»n sah. Gleich darauf kündigte
dort der Geist sein Kommen durch intensives Klopfen an. Als unser Stubenmädchen
einmal in der Küche beim Abwaschen beschäftigt war, forderte ich
den Geist auf. das Mädchen zu erschrecken, indem er dreimal an das Küchen-


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