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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0245
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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1926.)

Hypothese zur einzig befriedigenden Lösung führt. Die Sache läge viel einfacher
, wenn ich die Absicht, meine Schwester hinlers Licht zu führen, schon
gehabt hätte, ehe ich den Gang zum Kaufmann angetreten hatte. Als drittes
allwissendes Agens müßte hier das Unterbewußtsein meiner Schwester herhalten,
Da dieses sich einmal nicht läuschen läßt und auch telepathisch mit meinem
Bewußtsein in ständigem Kontakt stand, bekam es von meinem Vorhaben,
schnell Wind. Und während ich zum Kaufmann eilte, erhob sich meine
Schwester, schrieb den Zettel, versteckte ihn unter ihr Kopfkissen und ließ
ihn dann — da sie ohne Zweifel auch eine gesiebte Taschenspielerin war — im
geeigneten Moment auf das Bett flattern.

Man sieht, wie kurios und geschraubt sich diese Erklärungsari dahinwindet.
Doch, obgleich man schon hier ohne die magische Kraft des Unterbewußtseins
nicht fertig wird, wird der Fall noch komplizierter durch den Umstand, daß
mich der Gedanke zum Täuschungsversuch erst auf dem Wege zum Bett meiner
Schwester überkam. Die rein mediumistische Erklärungsart müßte dann
ungefähr folgende sein:

Selbstverständlich durchschaute das Medium — da ich in allen Dingen der
allein Getäuschte war — sofort den Betrug, war aber Schauspielerin genug,
mir diese Erkenntnis zu verbergen, wenn nicht gar ihr hellsehendes Unterbewußtsein
diese meine kommende Schwindelabsicht schon vor ihrem Entstehen
sah oder suggestiv im Augenblicke hervorrief — machte schnell, während
sie sich mit der Tüte beschäftigte, ihre Astralhand mobil, schri°b in der
\ orderstube besagten Zettel und ließ ihn dann in magischer Weise auf das
Bett flattern. i

Man sieht, auch dieser Fall >\äre logisch denkbar. Hier entsteht aber nieder
der Fehler, daß man dem Unterbewußtsein supranormale und stoffbildende
Kräfte vindiziert, daß man auf diesem höchst billigen und willkürlichen Wege
schließlich alle Resultate erzwingen kann, die man gerade braucht

Die spiritistische Arbeitshypothese, die gar nicht der mediumistischen zu
entraten braucht, diese vielmehr in sich begreift, stellt slatft der unbekannten
Größe eine handelnde und mitwissende Intelligenz auf, welche das Bewußtsein
beider Kontrahenten umschließt und suggestiv beeinflußt. Dieses Agens einmal
angenommen, gibt es folgende, zwanglose Erklärung:

Der Plan, meine Schwester mit dem Geschenk zu ülx»rra*chen, ging überhaupt
nicht von mir aus, sondern von dem Träger der dritten Intelligenz,
welche mich suggestiv beeinflußte, die beschriebenen Handlungen vorzunehmen,
lediglich zu dem ZKvecke, seine Wesenheit meiner vorhandenen Skepsis gegenüber
als selbstdenkenden und handelnden Faktor zu dokumentieren. Ais
unsichtbarer Beobachter sah er unser beider Spiel, schrieb im Vorderzimmer
den Zettel und ließ ihn dann im gegebenen Moment auf das Bett fliegen, als
wenn er zum Ausdruck bringen wollte: Du kannst wohl deine Schwerer
täuschen, aber ihr seid nun einmal nicht allein; euer unsichtbarer Freund bewacht
jeden eurer Schritte, ist in euch und um euch, weiß eure geheimste,n
Gedanken, und so gut du es, mein Freund, auch meinst, magst du nur getrost
bei der Wahrheit bleiben.

Nach diesen Phänomenen hat sich nichts mehr ereignet, vuis qualitativ als.
eine Steigerung der dargestellten Manifestationen anzusehen >\äre. — Der ganze
Spuk verschwand wie mit einem Zauberschlage, als Schwester El friede aus
Berlin zurückkehrte. Sie setzte allen unsern Berichten eine hütende Skepsis


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