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erinnert der Tondi insofern, als er den lebenden Menschen, dem er wohl will,
durch innere Stimme warnt.

Der Tondi eines Verstorbenen wird von den \ngehörigen. besonders in der
ersten Zeil, sehr gefürchtet, da er solche nach sich zu ziehen sucht, um sich
im Jenseils nicht einsam zu fühlen. Die Erinnerung an die Stammesalinen wird
durch einen fortgesetzten Kultus dauernd wachgehalten. Man erwartet >on
ihnen mannigfache Hilfe. Ganz anders ist das \ erhält nis /u den bösen Geistern,
meist den Toten feindlicher Stämme. Ihnen opfert man, wenn die Orakel bei
Krankheit einzelner oder bei Epidemien kundgeben, daß es die bösen Geisler
sind, die ein Opfer verlangen, l'nd bei der Zusammensetzung derartiger Opferungen
widriger Dinge feiert die Phantasie der Balak Feste, die an Lucians
Schilderung des Totenopfers der Uiessalisehen Zauberin Erichtbo erinnern.

An der Spitze der Ahnenreihe stehen die Slamimäler der Menschen, die
drei Götter, der Trimurli der Hindu entsprechend. Man fürchtel sie nicht, doch
nimmt man insofern Rücksicht auf sie, als sie der Zauberdoklor bei Vhnen-
opfern mit einlädt. An sie schließen sich eine große Reihe von Xaturgollheilen,
ferner die astrologischen Gcislerwcsen, die aber beim A olk wenig bekannt sind,
dagegen bei den Zaub^rdokloren, den erblichen Inhabern der Zauberbücher und
Zauberkalender, eine um s> größere Ro'Je spielen. Diese sind durchaus um
der magischen Wirkung ihrer Praktiken überzeugt und beobachten das herkömmliche
Ritual mit großer Gewissenhaftigkeit. Ihre \ufgabe ist es, Träume zu
deuten, die Orakel zu befragen, den Willen der Tondi und Bega sowie der
höheren Geislerwesen zu erforschen und die Opfer darzubringen. I nd an Arbeit
fehlt es ihnen nicht, da der Ralak Tag und Nacht um Ahnungen tind Vorzeichen
verfolgt wird, so daß ihn die Sorge nie verläßt.

Okkultistisch Interessantes bieten die zahllosen Orakelformen der Ratak,
doch müssen wir dieserhalb auf das Original "verweisen. Erwähnt sei jedoch das
häufige Vorkommnis \on Hellsehen bei ihnen. So ein Beispiel aoii plötzlich
und ohne Erregung aufgetretenem Hellsehen, welches sich dem Fall
Swedenborg würdig zur Seile setzen läßt. .,0 weh, da brennt der Marktplatz
in Baros!" (einem Hafcuort an der Westküste von Sumatra), so rief eines Tages
*»anz unvermittelt ein Mann, auf dem IJofplalz seines in den Waldbergcn. weit
im Innern der Insel gelegenen Dorfes sitzend. Die folgenden Ta^e brachten
den Bericht, daß tatsächlich ein schwerer Brand die Häuser jenes Marktes zerstört
halle. Die Gabe des Ilellsehcns wird um den Balaks gerne zur Auffindung
verlorener oder gestohlener Gegenstände benutzt, sowie zur Reitling
vcrlrrler Personen. Für solche Zwecke wird eli'* Gabe oft erst noch durch eine
besondere Anregung geweckt, durch Musik, den Anblick des Schwertertanzes,
den Duft einer Blume usw. Oft muß auch ein \nhallspunkl da sein, namentlich
wenn es sich um das Vufsuchen ^on Gestohlenem handelt, ein zurückgebliebener
Gegenstand oder eine Angabe bestimmter ITmsländ<\ b »sonders der Tageszeil.
Zuweilen geben die Hellseher an, auch die Geister Verstorbener und die Tondi
Lebender zu sehen.

V% io weil verbreitet die mediale Veranlagung unter den Balaks auch ist, so
smd es doch immer nur einzelne Personen, meist weiblichen Geschlechts, die als
Medien auf treten können. Es sind die Geisler der Toten, besonders die erlauchten
Geister der Ahnen, die sich auf ihr Medium niederlassen und durch
dessen Mund mit den Lebenden sprechen. ,,T)er Begu leiht sich ein Gesicht."
Die meisten Medien sind Berufsmedien und von diesen heißt es, daß sie „den


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