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Tischner: Bemerkungen zu der Arbeit Cazzamalli.

231

Kritik und Methodik.

Bemerkungen zu der Arbeit von Cazzamalli.

Von Rudolf Tischner.

Die folgenden Ausführungen bezwecken eine kritische Stellungnahme zu
den Aufsehen erregenden Versuchen von Cazzamalli (vgl. Nr. 2/3 d. Z.). Nach
einigen eigenen theoretischen Bemerkungen referier© ich hauptsächlich die
Erörterungen von verschiedenen Autoren aus lieft 5, IQ2Ö, der „Revue mela-
psychique".

In der theoretischen Ausdeutung der parapsychischen Phänomene der Telepathie
und des llellsehens stehen sich seit jeher zwei Parteien gegenüber. Die
rein natuiwissenschaftlich-monistisch Gerichtelen sind meist schnell damit bei
der Hand, irgendeine Art von Strahlen anzunehmen, mittels deren die den Gedanken
des Gebers parallel gehenden Gehirnschwingungen auf das Gehirn des
Empfängers übertragen werden, wo sie ähnliche Schwingungen erzeugen, denen
wiederum entsprechende Gedanken parallel gehen. Auf der andern Seite stehen
die nicht monistisch Gerichteten, die dem Psychischen eine Selbständigkeit zubilligen
und der Ansicht sind, daß die Wellentheorien der Telepathie und des
llellsehens nicht genügen, um das Phänomen zu erklären. Ich habe in meiner
Schrift „Ueber Telepathie und Hellsehen" diese Fragen wohl in der bis dahin
ausführlichsten Weise erörtert und komme dort auf Grund der Analyse der Erscheinungen
zu dein Ergebnis, daß diesem Phänomen nicht irgendwelche
physischen Schwingungen zugrunde liegen, sondern, daß es ein psychisches
Phänomen ist. Ich betone dabei besonders, daß es sich dabei nicht wie bei dem
beliebten Beispiel der drahtlosen Telegraphie um verabredete Zeichen handele,
sondern unter Umständen um ganz sinnlose Linienkombinationen, die der Geber
sich vorstellt; wie* ohne komplizierte abbildende Apparate, die nicht vorhanden
sind, dgl. übertragen werden soll, sei unerfindlich.

Später habe ich in meiner Schrift „Monismus und Okkultismus" noch einen
andern Einwand gemacht, ihn aber dort leider nur sehr kurz angedeutet. Ich
möchte hier deshalb etwas ausführlicher darauf eingehen. Ich sag» dort, daß
auf dem Boden des Parallelismus für das Phänomen der Telepathie kein Verständnis
zu gewinnen sei, da sich die dabei abspielenden Vorgänge nicht auf dem
Boden des Parallelismus erklären lassen. Für den Parallelisten — und alle diese
Schwingungstheoretiker sind Parallelisten — müßte der Vorgang folgendermaßen
sein. Der Geber A hat in einer ihn treffenden Gefahr eine Vorstellung,
die er durch Schwingungen auf andere, z. B. auf seine fernweilende Gattin
überträgt. Nach der Theorie des Parallelismus nun entspricht ein bestimmter
Gehirnreiz einem bestimmten parallelen psychischen Vorgang. Nun ist aber
das, was der Empfänger B erlebt, nicht mit dem identisch, was A erlebt, indem
7. B. A von B in einei bestimmten Lage gesehen wind, etwa mit triefenden»
Kleidern, während man mit aller Bestimmtheit behaupten kann, daß A sich
nicht seihst mit triefenden Kleidern vorgestellt hat. Es müßten also den ungleichen
Erlebnissen auch ungleiche Gehirnzustände entsprechen, das aber kann
die paiallelis tische Theorie ihren eigenen Voraussetzungen entsprechend nicht
zugeben, denn nach ihr werden ja eben durch Induktion genau gleiche Schwingungen
erregt, wie eine Stimmgabel die gleiche Stimmgabel in Schwingung
versetzt und nicht irgendeine andere.


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