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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0255
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Endo der geologischen All/eil die Saurier aus sieh entließ, diese für die Mittelzeit
so charakteristischen Lebewesen, und noch früher (Vir den adaniilischen
Urmenschen, der die genetische \ orausselzung der \inphil)ien .sein soll. Damals
war der Mensch noch hörnen, denn das Beplilisehe war ja noch in ihm, und
so knüpft Dacque die Siegfriedsage hier an; es hat nach ihm solch hörnene
Menschen wirklich gegehen. Er erinnert an Schilderungen Vdams und Evas
in der Ursage: sie sollen im Paradiese hehaarl gewesen sein wie auch d«»r Wildmensch
Engidu im babylonischen Gilgamesehepos: nach anderen Ueberliefe-
rungen war ihre Haut ähnlieh unseren Aägeln oder wie die eines krehses;
auch des Skorpionmenschen im Gilgamesehepos gedenkt er und des Fi«>ch-
menschen \on Berossos, >on dem er meint, daß er >ielleichl ein noch alleres
Vorstudium des Menschen gewesen sein dürfte. Für den adamitischen Menschen
betont Dacque als besonderes keiiii/'Mchen noch das Slirnauge, das er
mit den Amphibien und Reptilien geteilt haben soll. \ber mir kam bei alledem
der Gedanke, wozu eigentlich Dacque solch kühne, ja abenteuerliche Annahmen
macht. Er will damit die l'isagen mit ihren Diachenkämpfen und
sonderbaren astronomischen \n»ahen uns \crsländlich machen; was in den
Mythen enthalten sei, das habe der 1 rmenseh wirklich erlebt.

Aber im zweiten Teil des Buches, in dem er Metaph) sik treibt, kommt
er zu ganz anderen Anschauungen. Da spricht er >on \ a l u r s i c h t i g k e i l
der früheren Kulturmenschen, sowie noch der heutigen Naturmenschen, und
meint damit, daß die Möglichkeit besteht, hellseherisch Gegenwart
und Vergangenheit zu erleben, und die derart weit umfassenderen
Welterlebnisse für die M\tbengestallimg auszuweiten. Der natursichtige
Mensch erlebt die Welt in gan« anderer Form eis wir, nämlich
mythisch, d. h. in Symbolform: er erkennt in den Weltereignissen die Vus-
wirkung sinmoller Bezogenheiten, >on allgemeinen Menschheitsgeschicken, die
ja aller Mythus chm elf werden zugrunde legt. Der Mythus erbaut sich die
Welt als Menschcnwesen und dabei nun wird er unterstützt >on dci* Natmsiehlig-
keit, die ihm gestattet, unendlich freier mit der j\a(ur zu wirtschaften, als
es dem gewöhnlichen Sterblichen möglich i«f. Der natursichtige Mythenschöpfer
trägt seine künstlerischen Jdeen frei in die Wirklichkeit hinein, die
>or ihm quasi flüssig, mm wandelbar wird, und so ersieht der Mythus als makrokosmisches
Kunstwerk. Hier möchte ich sofort ergänzen, daß solche Schöpfung
nur möglich wird durch A orerlebnis der Zukunft, die zweifellos den Menschen
als Umschöpfer der "Wirklichkeit bringen wird; aus IFellsichtigkeit in Vergangenheil
und Gegenwart allein ist der Mvlhus nicht ableitbar.

Doch wie dem auch sei. aus alledem folgt, daß zum \ ersländnis des Mythus
die Annahme einer wirklichen Gleichzeitigkeit des Menschen mit den Drachen
und in Frage stehenden astronomischen Ereignissen ganz überflüssig ist. Es genügt
die Annahme, daß der Mensch natursichtig sich in die früheren Zeilen
zurück >ers< izte und die damaligen Zustände für ein m>ibenschöpferisches W erk
'verwertete. So vermochte der natursicblige Mensch sogar, wie Dacque zweifellos
mit Recht betont, auch gai nicht realisierte Tierhpen für sein Werk zu \erwerten
, z. B. das Einhorn, \on dem einwandfreie Beste noch nicht gefunden wurden
; er erlebte mit dem allen Wirklichen auch das alle xMögliche als \usdruek
eines bestimmten S^mbolwerles. Vber es kann doch keine Bede da\on sein, daß
der Mensch wirklich einmal als Mensch die Vorzeit erlebt habe. Das kann ick
unmöglich zugeben. Denn dann müßten wir Spuren dieses Menschen finden.


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