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Blacher: Zur Psychologie der okkulten Phänomene

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als psychischem Naturheilverfahren vorbehalten bleiben sollte und von
den Wissenschaftlern gemieden werden müßte. Daher bin ich doch im
Zweifel, ob die Ausdrücke „Gott" oder „göttlich" in dem Wortschatz der
Wissenschaft angebracht sind. Vielleicht hat danach Kerler1) nicht
so unrecht, wenn er den Gottesbegriff von Driesch bemängelt2). Demnach
wäre auch die von der Theosophie befürwortete Synthese von Religion
und Wissenschaft vielleicht menschlich-psychologisch nicht zu halten.
Damit will ich beileibe nicht den göttlichen Untergrund der Menschheit
leugnen, zumal ich selbst gelegentlich darauf hingewiesen habe, daß aus
dem Unterbewußten des Menschen göttliche Eigenschaften, wie Allmacht,
Allwissenheit, hervorleuchten3). Mir scheint jedoch, daß der aller-
bedeutendste Einfluß der parapsychischen Forschung sich darin äußern
wird, daß so manches bisher als göttlich angenommene in den Bereich
des Menschlich-begreifbaren rücken wird, genau so wie die pantheistische
Vergottung der Naturkräfte der naturwissenschaftlichen Erfaßbarkeit dieser
Naturgewalten weichen mußte. Ob der Begriff „göttlich" für das
nunmehr prinzipiell Erkennbare und teilweise Erkannte beibehalten und
für das religiös Fertige, Gegebene ein anderer Begriff* wie etwa „Ur-
geist", geschaffen werden wird, wird die nächste Zukunft lehren. Ich bin
eher geneigt, anzunehmen, daß der Begriff der Gottheit, schon aus Gründen
der religiösen Tradition und Kontinuität, der Religion, bzw. der Kirche
wird vorbehalten bleiben müssen.

Daß man diese Betrachtungen bei der Besprechung parapsychischer
Phänomene nicht missen kann, sieht mian am besten an dem ganzen von
Mattiessen4) so vorzüglich behandelten Komplex der Phänomene
der Mystik, die meiner Auffassung nach — die psychanalytischen Forschungen
sprechen zum Teil auch dafür — wohl zum allergrößten Teil
ins Diesseitige wird verlegt werden müssen. Ich muß gestehen, daß ich
auch das Gefühl habe, daß bei Mattiessen an einer Stelle, ich glaube
mehr zum Ende zu, ein unterbetfaißt wunschgemäßer Umbruch ins Jenseitige
sich befindet, ein gewisses Verlassen der Rolle des objektiv Prüfenden
Der Beweis könnte natürlich für diese Vermutung nur durch gründliches
Studium erbracht werden.

Nach dem Gesagten wird es ja verständlich, daß ich bei der psychologischen
Deutung der okkulten Phänomene ganz im Diesseits bleiben
werde. Gelegentlich der Beschreibung meiner Erlebnisse mit Guzik5)
habe ich nachzuweisen gesucht, wie im Unterbewußten des Mediums
schlumimernde Einstellungen und affektbetonte im Unterbewußten der Anwesenden
vorhandene Komplexe für Richtung und Charakter der
Phänomene maßgebend sind. Dort ist auch bereits von der Annahme

3) Kerle r: Die auferstandene Metaphysik, Eine Abrechnung. Ulm iQ2i,
Verlag Kerler. Etwa S. 19 f.

-) K c r 1 e r bespricht die „Wirklichkeitslehre" von Driesch,

3) Blacher: Warschauer Erlebnisse und Eindrücke, Psych* Stud., 1Q24.

«) E. Mattiessen: „Der jenseitige Mensch", Walter de Gruyter, 1925»

s) Blacher: Warschauer Erlebnisse und Eindrücke, diese Zeitschrift, 1924.
II. 1, S. 14.


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