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zwar richtig die Fähigkeit eines Sensitiven, Dinge wahrzunehmen, die versteckt
und £ür seine gewöhnlichen Sinnesorgane unzugänglich sind, aber wenn
der Sensitive einen Vorgang wahrnimmt, der seinen gewöhnlichen Sinnesorganen
nur dadurch unzugänglich ist, daß er sich in großer Entfernung von ihm
abspielt, so hat das mit Wahrnehmung von Verborgenem eigentlich nichts
zu lun. Für diese Art von Wahrnehmung ist der Ausdruck Telepathie,
der etwa Empfindung auf Entfernung bedeutet, schon besser. Doch ist auch
dieser Ausdruck im Prinzip falsch, denn wir hören und sehen auch auf Entfernung
. Genau dasselbe gilt von dem von Myers gewählten Ausdruck
Telaeslhesie für dieselben Vorgänge; wesentlich besser ist der Terminus
„Einfühlen", den Böhm dafür verwendet.

Ethymologisch sinnlos und daher als solcher unverständlich, ist der Ausdruck
Psychometrie. El was besser ist der von Rieh et verwendete Ausdruck
pragmatische Kryptaesthesie, d. h. etwa die an die Dinge
geknüpfte Kryptaesthesie; doch haften dieser Bezeichnung dieselben
Mängel an wie dem Ausdruck Kryptaesthesie überhaupt.

Sinnlos ist ebenfalls die Bezeichnung Kreuzkorrespondenz, welcher
als eine ganz unnötig komplizierte Bezeichnung für ein einfach-telepathisches
Phänomen zwischen zwei in größeren Entfernungen voneinander
weilenden Personen gebraucht v*ird.

Diese Mängel habe ich in meinen Vorlesungen über Okkultismus sehr unangenehm
empfunden. Als ein weiterer Mangel erschien es mir, daß wir bisher
kein richtiges System der in Betracht kommenden Phänomene hatten; denn
gerade der Lernende braucht in erster Linie einen systematischen»
Ueberblick über das ihm neue, ungewohnte und zum Teil ganz unverständliche
Gebiel, damit das zu Erlernende bei ihm leichter hafte und sich in der
richtigen Mosaik dem Gedächtnis einpräge.

Zu diesem Zwecke habe ich mir ein Svstem zurecht gelegt, welches sich
in meinen Vorlesungen als didaktisch recht zweckentsprechend erwiesen hat und
das ich hier kurz skizzieren möchte.

Gleich zu Beginn der Vorlesungen fällt es schwer, dem Lernenden klarzumachen
, was man unter Okkultismus verstehen soll, d. h. ihm eine so gute
Definition zu geben, daß er daraus ziemlich richtig die in Betracht kommenden
Phänomene erkennen und erfassen kann. Riehe t gibt in seinem Buche
auf S. !\ folgende Definition: „Die Parapsychologie (dieser Ausdruck
wird von Schrenck-Notzing in der deutschen Uebersetzung verwendet.
R i c h e t verwendet im Original die Bezeichnung Metapsychologie)
läßt sich also definieren als eine Wissenschaft, die zum
Gegenstand mechanische und psychologische Phänomene
hat, die hervorgerufen werden durch scheinbar intelligente
Kräfte oder unbekannte Mächte, die in der menschlichen
Intelligenz Schlummer n."

Diese Definition ist dem Anfänger nicht klar genug. Deshalb habe ich
eine andere Definition versucht, die sich sehr leicht ableiten läßt und wie ich
glaube, auch dem Anfänger recht verständlich ist.

Die okkulten Phänomene weison zwei Tlauptgruppen auf. Die erste Gruppe
ist die sensible, resp. sensorische Gruppe, die Gruppe der Wahrnehmungen.
Als Beispiel hierfür gehört in diese Gruppe das Phänomen der sogenamiien
Telepathie: Der Sensitive ist imstande, bei vollkommener Ausschließung aller

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