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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1926.)

als erledigt betrachten. Dr. Erich Bohn läßt es dahingestellt sein, „ob

durch die Lehmann sehe Theorie eine supernormale Telepathie endgültig

als unhaltbar erwiesen ist."

In seinem Buch über „Aberglauben und Zauberei" (II. Aufl.) vom Jahre

1908 sagt Prof. L., daß

„die vorliegenden Tatsachen uns also dahin geführt haben, eine
Ferrtiwirkung, T ele p athie, zwischen zwei menschlichen
Zentralnervensystemen als die wahrscheinlichste Erklärung
gewisser wohl konstatierter Phänomene anzunehmen
" (S. 550.)

Mir ist nicht bekannt geworden, ob Herr Prof. Lehmann den Versuch
gemacht hat, die in seinen Behauptungen liegenden Widersprüche aufzuklären.

Man würde zunächst einer solchen „Flüsterhypothese'" rat- und verständnislos
gegenüberstehen, wenn nicht einer der Herren Verf., nämlich Prof.
Lehmann, selbst uns auf die richtige Spur leitete.

„Im übrigen ist aber eine automatische Rede — oder richtiger:
ein schwaches automatisches Flüstern — nichts Ungewöhnliches
. In der Literatur findet man freilich nicht das Geringste
hierüber, aber ich habe oft Gelegenheit gehabt, an mir selbst Beobachtungen
in dieser Beziehung anzustellen." (a.a 0. S. 542.)
Bei Herrn L. müssen wir demnach ohne Zweifel eine abnorme Neigung zu
„Unwillkürlichem Flüstern", d. h. zu einem zwangsweisen (motorischen)
Flüstern voraussetzen. Den Schlüssel zu dieser subjektiven Beanlagung finden
wir m. E. in einem Erlebnis, das Lehmann aus seiner Jugend berichtet. Er
spricht in dem erwähnten Buche (S. 556) von der Konträrsuggestion,
bei der die Aufmerksamkeit ganz von dem Gedanken an die verbotene
Handlung gefesselt wird.

Lehmann erzählt ein Beispiel aus seinem eigenen Leben wie er als
elfjähriger Knabe bei einem widerwärtigen Lehrer Unterricht hatte, der plötzlich
seine Rede abbricht und in zornigem Ton verlangt, daß diejenigen Schüler,
die mit der Zunge geschnalzt hätten, dieses unterlassen sollten:

„Ich wuf*te mich ganz unschuldig, denn ich hatte eine zu, große Angst vor
dem Mnnne, als daß ich es hatte wagen sollen, in semer Stunde dumme Streiche
zu machen — aber die Sugg estion tuirkie. Aus Furcht davor, dato ich unwillkürlich
mit der Zunge schnalzen könnte, wandte ich unabsichtlich meine
A u fm erksamkeit nun gerade auf die Schluckbewegungen,, die bei jedem normalen
Menschen rein reflektorisch ausgelöst werden, sobald sich eine gewisse Menge
Speichel im Munde gesammelt hat. Dabei wurden die "Reflexbewegungen gelähmt,
der Mund lief voll von Wasser und mit einer gewissen Willensanstrengung mußte
ich die ganze Menge Speichel hinabschlucken; das ging ayer nicht ohne ein lautes
Schnalzen mit der Zunge. Ich wurde natürlich entdeckt und bestraft Von dem
Tage an trat aber diese Lähmung konstant in dem Auge?iblicke ein wo der
betreffende Lehrer seinen Fu/J in die Klasse setzte, und sie verschwand spurlos,
sobald er sich entfernte. Das ist ein typisches Beispiel von einer Konträr-
suggestion.*

Dieses Beispiel ist au^h für die vorliegende Untersuchung insofern von
Wert, als sie uns die außergewöhnliche Suggestibilität des Verfassers
Lehmann dar tut1).

Folgenden bemerkenswerten Fall führt Prof. Sigm. Freud an:
„Bei einer etwa 40 jährigen Dame bestand ein Tic, ein eigentümlich
schnalzendes Geräusch, das sie bei jeder Aufregung und auch ohne ersichtlichen


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