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Krall: Ueber „Unwillkürliches Flüstern".

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Ergebnis.

Der vorstehende Auszug der H.- und L.sehen Arbeit ist ohne weitere Zu-
sälzo wiedergegeben, weil eine Ucbersicht über den Inhalt für ein
kritisches Urleil genügen dürfte. Ich beschränke mich jetzt darauf, den Kern
der Untersuchung noch einmal herauszuschälen und für die Frage, worin das
„Unwillkürliche Flüstern" besteht, die kurze Antwort zu suchen:

Das „Unwillkürliche Flüstern" ist eine „systematisch angewandte"
Kunstsprache, die der Uebung bedarf, sich auf die Yokale und einige
wenige Konsonanten beschränkt und deren Deutlichkeit von der
Art ist, daß die Verfasser selbst sagen: „es kommt hauptsächlich darauf
an, zu zeigen, daß ... dennoch eine Unterscheidung möglich ist," „bei
einiger Uebung nicht allzu schwer erscheint." Es gibt ein bestimmtes
Optimum für das Flüstern. Di© Zahlen werden in der Regel mehrmals
leise vom Agenten wiederholt, und jeder Versuch so lange fortgesetzt
, bis der Perzipient eine Zahl angeben kann.
Und worin besteht das „Unwillkürliche"?
Prof. Lehmann sagt in seinem Briefe:

„Es ist mehrmals ... hervorgehoben, daß wir uns des Flüsterns
bewußt waren. . . . Wenn man aber sogleich der Tendenz des
Flüsterns nachgibt, dann wird das Flüstern wohl zunächst willkürlich
zu nennen sein. . . . Wir dürfen also nicht ganz dem unwillkürlichen
motorischen Antriebe nachgeben, im Gegenteil war eine
halbbewußte Hemmung nötig"

„Wurde eine Zahl gleich das erste Mal richtig gehört, so hatte
der Agent zu laut geflüstert, war also nicht genügend aufmerksam
gewesen" (S. 503.)

Diese Tätigkeit nennen die Verf. eine „unwillkürliche". — —

Zum Schlüsse müssen wir uns fragen: Was wollen die Verf. mit ihrer
Arbeit beweisen?

Sio wollen dartun, daß bei den Sidgwicksehen Versuchen geflüstert
tturde, und da es nach ihrer Meinung gelungen sei, die hier wirkenden Ursachen
nachzuweisen, so glauben sie sich berechtigt, diese Ursachen auch für
alle anderen unter ähnlichen Umständen ausgeführten Experimente als
gültig annehmen zu können: eine etwas merkwürdige Logik!

Tatsächlich wird nur bewiesen, daß man in beschränktem
Maße sich mit einer künstlich eingelernten Sprache
„bei möglichst minimalen Bewegungen1' der Sprechorgane
„einigermaßen" verständigen kann. Aber das ist nicht gerade neu.

Anlaß hervoibrachte. Es hatte seinen Ursprung in zwei Erlebnissen, denen gemeinsam
war, daß sie sich vornahm, jetzt ja keinen Lärm zu machen, und bei
denen wie durch eine Art von Gegenwillen gerade dieses Geräusch die Stille
durchbrach; das eine Mal, als sie ihr krankes Kind endlich mühselig eingeschläfert
hatte und sich sagte, sie müsse jetzt ganz still sein, um es nicht zu
wecken, und das andere Mal, als während einer Wagenfahrt mit ihren beiden
Kindern im Gewitter die Pferde scheu wurden, und sie sorgfältig jeden Lärm
vermeiden wollte, um die Tiere nicht noch mehr zu erschrecken." (Sigm.
Freud. Ueber Psychoanalyse. II. Aufl., Leipzig und Wien, 1912, S. 9.)

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