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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0359
Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1920.)

Durch die Bezeichnung des Flüslerns als eines „unwillkürlichen*' wird die
Meinung hervorgerufen, als müsse dieses Flüstern mit Notwendigkeit, unabhängig
\om bewußten Willen, auftreten. Es hat sich aber gezeigt, daß die
"Verf. im Anfang ihrer Versuche sich des Flüslerns wohl bewußt waren,
und daß ihre Vufmerksamkeit dabei ständig in Vnsprueh genominen wurde.
Außerdem aber geben sie selbst /u, daß man „natürlicherweise" der Neigung
zum Flüstern widerstehen kann. In Wirklichkeit ist also das
F 1 ü s t e r n ganz willkürlich.

Demnach kommt die IL - L.sche Hypothese nur für solche Darbielun-

gen in Betracht, bei denen die >orführenden Personen die Vbsichl haben,
eine Gedankenübertragung durch Flüstern vorzutäuschen, und da das
Flüstern nicht unwillkürlich geschieht, bewußt vorzutäuschen.

Um bei telepathischen Experimenten d«*m Einwand eines Unwillkürlichen
Flüslerns" zu begegnen, genügt die Feststellung, ob während des Versuchs,
also während einer bestimmten kurzen Zeit, der Entsender imstande ist, seinen
Mund fest geschlossen zu halten. Jeder andere Einwand, das Jonglieren
mit , fast" und „fest/* geschlossenem Munde ist irreführend und fälscht
die Tatsachen: das Wesentliche wird verschleiert. Zwar behauptet Herr Prof.
L e b m a n n in seinem bekannten Buche,

„daß der Absender nur mit der größten Anstrengung schwache
Sprechbetvegungen unierdrücken konnte, wenn er eine Zeitlang an
eine Zahl gedacht hatte. Er konnte den Mund fest geschlossen
halten und anscheinend nicht den geringsten Laut ^on sich geben,
aber ivenn er nicht die Bewegungen der Zunge und der Stint m-
bänder mit aller Geivatt (!) hemmte, so hörte der Empfänger in
dem Brennpunkt seines Hohlspiegels ein schwaches Flüstern, da*
leicht ah diese oder jene Zahl zu deuten war." (S. 463.)

Herr Prof. Lohmaan irrt sich, er hat seinen Mund eben nicht
,,f est" geschlo&seii gehalten. Dieser 'Nachweis ist — wie ich, S. 3^7 angeführt
habe — sehr leicht zu führen und bedarf keiner „experimentellen" Vorbereitungen
.

Seihst auf „scheinbare Gedankenübertragung" bei Variete-Vorführungen
kann die Il.-L.sche II)pothese keine Vnwendung finden, weil doch keiner
der Zuschauer so naiv sein dürfte, Vorführungen, bei denen eine Verständigung
durch Flüstern möglich wäre, ohne weiteres als bewiesene „Denkübertragung
" anzunehmen. Deshalb geht auch ausnahmslos der eine — der Sender
— bei solchen Darbietungen im Publikum umher und arbeitet mit seinem entfernten
, auf der Bühne sitzenden Partner. Auch hH* käme gewiß alles Mögliche
in Betracht, nur kein — Flüstern! Eine Untersuchung der Denk Übertragung
, die wissenschaftlichen Wert beansprucht, wird sich aber niemals auf
die Aussagen und Experimente zweier aufeinander eingearbeiteter Personen
beschränken dürfen, weil die Zahl der möglichen Kniffe und Verabredungen
unerschöpflich ist. '

Eigene Versuche des Experimentators als Sender werden
zur Beweisführung ^on wirklicher Denküberlragung stets unerläßlich sein,
und hierfür verliert m. E. bei kritischer Betrachtung die /Vrbeit der Verf. völlig
die Bedeutung, die ihr bisher — aus Mangel an Kritik fälschlicherweise zugesprochen
wurde. •


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