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Krall: lieber „Unwillkürliches Flüstern".

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mentalen Unterschied, der in der Verschiedenheit des Weges der
Uebermittlung liegt. Daß im alltäglichen Leben fortwährend Beziehungen
und UebermiUhingen von Unlerbewußlsein zu Unterbewußtsein stattfinden,
sei es durch Laute oder Gebärden, wissen wir. Eine solche sinnenfällige Ueber-
tragung hat aber nicht das Geringste mit Telepathie zu tun. Eine Denküber-
Iragung auf außersinnlichem Wege aber widerspricht derart unseren gewohnten
Vorstellungen, daß nur eine Fülle gut beglaubigter Tatsachen uns hier zum
Umdenken zwingen kann. Wie schwer dieses Umdenken wird, beweist uns
nicht nur der Verf. des Buches über „Die Intellektuellen Phänomene", sondern
die gesamte Gegnerschaft des Okkultismus, die sich selbst der Beweiskraft
zwingender Versuche verschließt.

Die Anerkennung der Telepathie — und B. gehört zu den Anerkennern —
bedeutet einen Umsturz, sagen wir eine unübersehbare Erweiterung der derzeitigen
nalurwissenschaftlichen Erkenntnisse. So sagt Prof. Jodl: „Eine solche
unmittelbare Gedankenübertragung von einem Gehirn auf ein anderes (sug-
geslion mentale, transfert), ohne irgend wahrnehmbare physische Träger, würde
einen Riß durch die Fundamente unserer gesamten Naturanschauung bedeuten
und, wenn sie durch zwingende Beweise anerkannt werden müßte, zu einer
gänzlichen Revision unserer Grundbegriffe führen." „Für
mich — erklär l Prof. Bleuler — ist Telepathie bis auf weiteres etwas auf
bekannten Wegen nicht Erklärbares, etwas, das den Rahmen unserer
bisherigen Welterkenntnis sprengt, so daß dann ein Weniger
oder Mehr gar nicht mehr in Betracht kommen kann/'

Der innere starke Widerstand einer solchen „Revision" gegenüber bewegt
B.. alles, was er nicht durch Telepathie in seinem Sinne erklären kann, namentlich
die Phänomene des Hellsehens entweder zu leugnen oder dafür verschiedene
Fehlerquellen verantwortlich zu machen ohne jeden Versuch, den Wahrheitsbeweis
für seine Behauptungen anzutreten. Unter diesen Fehlerquellen spielt
das „Unwillkürliche Flüstern" und die ,,H y p e r ä s t h es i e" eine
Hauplrolle. Wir müssen daher* den Teil des B.schen Werkes, der sich mit
diesen Flüsterversuchen beschäftigt, einer näheren Nachprüfung unterziehen
und behalten uns das Eingehen auf den Einwand der Hyperästhesie für
später vor.

Freilich sind uns beide Gebiete — Telepathie und Hellsehen — gleich unerklärlich
. Aber isl es nicht auch der Gedanke, der Wille, die Seele, die Welt,
nicht jede Einzelheit des Alltags? Und so erhalten wir statt einer Unerklärlichkeit
eine andere mit zwei unbewiesenen Behauptungen. Man könnte
unter so bewandten Umständen wohl die Frage aufwerfen, was die eine
Deutung vor der anderen voraus hat. Die Antwort hierauf wird sich aus
unserer Untersuchung ergeben.

B. zitier! u. a. die bekannte Stelle aus Lehmanns Buch „Aberglauben und
Zauberei" *): „Das Unwillkürliche Flüstern ist eine Fehlerquelle, die man bei der
experimentellen Gedankenübertragung berücksichtigen muß; solange diese
Ursache nicht völlig ausgeschlossen ist, ist jede andere Erklärung einer Fernwirkung
abzuweisen." Dann fährt B. fort: „Die Experimente von Lehmann
und Hansen machen sämtliche .Nalrversuche* zweifelhaft, in denen sich Sonder
und Empfänger in demselben Raum oder wohl auch in unmittelbar benach-

') Stuttgart, Enke, II. Aufl. 1908, Kap. 30.


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