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Sudre: Die Einteilung und die Benennung in der Metapsychik. 357

aller Hochachtung, die wir vor Charles Richet haben, ist es uns unmöglich
diese Benennungen anzunehmen, weil sie uns nicht genau erscheinen.

Es gibl keine Worte, die soviel Mißverständnissen ausgesetzt sind wie „subjektiv
" und „objektiv", das geht so weit, daß „objektiv" für Descartes bedeutet
„durch den Versland begriffen", also das, was wir heutzutage „subjektiv"
nennen. Kant war es, der dem Worte „objektiv" den Sinn der äußeren, unabhängigen
Wirklichkeit gegeben hat. Und trotz der Reaktion von Renouvier,
der wieder auf den descarteschen Sprachgebrauch zurückging, wird das Wort in
jenem Sinne allgemein in der Philosophie und sogar in der gewöhnlichen
Sprache angewendet. Die objektive Psychologie ist das Studium derjenigen
Bewußtseinstatsachen, welche sich durch die Sprache, die Schrift und die verschiedenen
psycho-physiologischen Reaktionen äußern. Die „subjektive Psychologie
" ist die innere Beobachtung, die Innenschau. Nun gibt es in der Metapsychik
keine Innenschau: Die Versuchsperson wird immer von außen studiert,
sei es, daß sie Klopf laute oder Materialisationen hervorbringt, sei es, daß sie
hellsieht. Mit einem Wort, es gibt keine subjektive Metapsychik. Wenn man
sich auf diesen Standpunkt stellt, ist keine Unterscheidung möglich.

Mackenzie hat die Einteilung \on Richet verbessern wollen, und unter voller
Anerkennung, daß seine Einteilung nur vorläufig sein konnte, hat er „p e r -
zeptive" oder „statische" und „aktive" oder „d y n a m i s c he" Phänomene
unterschieden. Ein telepathischer oder hellseherischer Akt läßt anscheinend
die äußere Welt in Ruhe, es ist das ein statisches Phänomen, eine
Bewegung in der Ferne verlangt eine Kraft, es ist ein dynamisches Phänomen.
Aber nach der eigenen Meinung von Mackenzie würde diese Einteilung nicht
voll befriedigen.

Maxwell unterschied intellektuelle und physische Phänomene. Da das Wort
„intellektuell* ein wenig eng ist, verwenden wir allgemeiner das Wort „psychologisch
". Es gäbe dann eine mentale Metapsychik (die Parapsychologie der
Deutschen) und eine physische Melapsychik (die Parapsychophysik). Wohlverstanden
ist das nur eine empirische, ja konventionelle Unterscheidung, denn
die Versuche enthüllen die im tiefsten vorhandene Einheit der Metapsychik
In einer Bewegung in der Ferne ist etwas Psychologisches vorhanden, da sie
einer unbewußten Intelligenz und einem unbewußten Willen entspricht, und
auch bei einer telepathischen Tatsache ist vielleicht etwas Physisches vorhanden.
Aber man wird zugeben, daß praktisch von unserem Standpunkt aus keinerlei
Mißverständnis möglich ist.

Da die Warschauer Entschließung berechtigt war, würde es ohne Zweifel
vorteilhaft sein, die Frage nochmals aufzunehmen, um zu sehen, ob man nicht
eine andere empirische, strengere Einteilung finden kann, in dem von Mackenzie
angedeuteten Sinn: auf der einen Seite Tatsachen des Bewußfseins, auf
der anderen Seite solche einer Einwirkung auf die äußere Welt. Die Aufzählung
und Zuteilung der hauptsächlichsten Gruppen von Phänomenen würde
gestatten, sich besser über diese eventuelle Verbesserung Rechenschaft zu
geben. Doch damit berühren wir schon die Frage der Benennung, die wir nun
klar auseinandersetzen wollen. *

*

*


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