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Tischner: Die Einteilung und die Benennung in der Metapsychik 365

sichtlich kein ganz neues Wort gebildet, sondern eins, das an das alte anklingt
Zum Verständnis des neuen Wortes möchte ich sagen, daß man bei diesen
Versuchen gewissermaßen das Erleben des Gegenstandes sieht, oder um ein
anderes Bild zu gebrauchen, den „psychischen Belag" des Gegenstandes. Auch
sonst haben wir nicht selten wissenschaftliche Bezeichnungen, die eher Vergleiche
als exakle Beschreibungen sind.

Nunmehr noch einige Worte über das Wort „Medium" und seinen Ersatz
durch „Sujet" oder „Subjekt". Im Deutschen pflegt man einen Menschen, der
zu psychologischen Versuchen dient, „Versuchsperson" (Vp.) zu nennen, damit
hätten wir dann in den beiden Sprachen zwei verschiedene Wörter, denn Subjekt
scheint mir im Deutschen aus verschiedenen Gründen untunlich. Dazu kommt
noch, daß wir weder von „Subjekt" noch von „Versuchsperson" ein Adjektiv
gebrauchen können, während man von „Medium" ein Adjektiv in der Form
„mediumistisch" oder besser wohl „medial" bilden kann. Was das Wort Medium
im übrigen angeht, so schließt es unmittelbar durchaus nicht die Hypothese
ein^s Verkehrs mit den Toten ein. Ich habe schon vor Jahren gesagt („Einführung
in den Okkultismus", i. Aufl., 1921): „Auch das Wort Medium gebrauche
ich ohne jeden „mystischen" Nebensinn, und wenn man auch die xir-
sprüngliche Bedeutung des Wortes als „Mittler" zwischen uns und der Geisterwelt
ablehnt, so sind die Medien doch insofern Mittler, als sie uns die okkulten
Phänomene vermitteln." Sie vermitteln uns diese Phänomene in einem ganz
anderen Sinne als irgendeine Vp., die uns zu psychologischen Forschungen -
etwa über das Gedächtnis — notwendig ist, dazu kann ein jeder dienen, hier
aber liegt ein besonderes Verhältnis vor, indem diese Fähigkeiten nur bei wenig
Menschen hervortreten und nur sie uns die Erscheinungen vermitteln. Dieses
eigene Verhältnis \erdient — meine ich — auch einen eigenen Namen, und
dafür scheint mir das Wort Medium nicht schlecht. Man bedenke auch, daß
gerade das Wort Medium oder sein Ersatzwort besonders oft im Verkehr mit
Laien verwendet werden muß, wenn man über eine Vp. etwas sagen will; da
ist es, glaube ich, gut, wenn nicht ein noch unbekannles Wort genommen wird,
z. B. wie etwa „Mesite", das Perty als griechische Ueberselzung von „Medium"
einführen wollte. Wir sollten froh sein, mit „Medium" ein Wort zu haben, das,
wie ich gezeigt habe, durchaus nicht im Sinne einer Theorie verstanden werden
m u ß und allgemein bekannt ist.

Sudre allerdings meint, daß das Wort „\erurteilt" ist, aber falls man sieht,
daß der Sinn gar nicht eindeutig auf den Verkehr mit den Toten weist und
die Ersatzworle ihre Schwierigkeiten haben, kann man vielleicht Berufung
gegen das Urteil einlegen.

Was das Wort „Poltergeist" angeht, so ist es in allen Sprachen üblich, zumal
im Englischen, vielleicht könnte man es deshalb beibehalten. — Das Wort
Prosopopese liegt dem Franzosen nahe, da er ein ganz ähnliches in seiner
Sprache hat, in Rücksicht auf andere Sprachen empfiehlt es sich vielleicht von
bekannteren Worlen auszugehen und etwa „Psychoschizie" oder „Schizo-
psychie" zu sagen (\on (J/J^o) spallen).

Schließlich sei auch noch das viel gebrauchte Wort Animismus erwähnt,
das in den verschiedensten Wissenschaften den verschiedensten Sinn hat. Um
Mißv ersländnisse zu vermeiden, sollte man es vielleicht bei dieser Gelegenheit
abändern, obwohl das nicht leicht sein wird. Vielleicht könnte man „Psychismus
" sagen odei „Animatismus" (von animatus beseelt), indem man damit


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