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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0387
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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1926.)

Hypothesen und Theorien noch erlaub! sind. Immer wieder bringt Geley seinen
berühmten Grundsatz zur Gellung, daß keine Theorie Anspruch auf Gültigkeit
machen darf, die nur einzelne Teilerscheinungen der medialen Beläligung
erklären könne, nicht aber ihre Ganzheit, die er unbedingt als eine Einheit
aufgefaßt wissen will, von der sich die einzelnen Kundgebungen nur als \er-
schiedene Sonderformen manifestieren.

Gedankenlesen und Telepathie als Erklärungsprinzipien kommen bei diesen
Ueberlegungen immer schlechter und schlechter fort. Die unmittelbare Einfühlung
von Seele zu Seele gewinnt mehr und mehr an Boden, und dooh
scheint es so, als wenn gelegentlich eine dem Sinnlichen verwandte Wahrnehmungsfähigkeit
bestünde, so etwas wie eine Analogie des Tastsinnes, z. B.
wenn Ossowiecki die Untersuchungs-Objekte (Schriftslücke) lebhaft in der Hand
zerknüllt, als ob er sich dadurch Eingang zu ihrem Inhalt verschaffen könne.
Aber zu gleicher Zeit treten Phänomene auf, die mit sinnlicher Wahrnehmung
nichts mehr zu tun haben, und so lassen sich aus der Erscheinungen Flucht
feste Anhaltspunkte noch nicht gewinnen. Was ist doch ein krypt-ästhetisches
Lesen, das die Worte mehr dem Inhalt als dem Wortlaut nach wiedergibt,
und das vor Gedrucktem zurückscheut und nur Geschriebenes lesen zu können
glaubt? Also handelt es sich doch nicht um Lesen selbst, am allerwenigsten aber
um Gedankenlesen.

Diese Hypothese wird angesichts des vorliegenden ßeweismaterials geradezu
ad absurdum geführt. So läßt sich eine einheitliche Anschauung auch aus
diesen Versuchen noch nicht gewinnen. Nur, daß es einer einheitlichen Erklärung
bedarf, das steht angesichts der Vielseitigkeit der Erscheinungen, wie
sie allein bei Ossowiecki auftreten, außer Frage; denn hier haben wir es zugleich
auch mit psycho-metrischen Vorgängen zu tun und mit dem Wissen um
persönliche Schicksale der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Wenn ich mir hier, über das Maß der reinen Berichterstattung hinausgehend
, eine Kritik erlauben darf, würde sie dahin lauten, daß alle die hier
zu Wort gekommenen Forscher so lange nicht zu einem brauchbaren Ergebnis
kommen werden, als sie immer wieder nach einer Analogie für äußere Sinneswahrnehmungen
suchen, d. h. also, solange sie den polaren Bau der Bewußtheit
grundsätzlich vernachlässigen, der der äußeren Wahrnehmung, die auf das
gesonderte Dasein im Einzeldinge gerichtet ist, die innere Wahrnehmung auf
der intuitiven Erlebnisseite des Geistigen gegenüberstellt, also um ein unmittelbares
Erleben gegenüber dem lediglich mittelbar sinnlichen Ertasten weiß.
Erst wenn wir der Bew ußtseins-P&ychologie der Sinneserfahrungen und des
Intellektualen eine Psychologie der eigentlich geistigen Innenseite und des
Intuitiven gegenüberzustellen gelernt haben, erst dann wird uns das Buch mit
den sieben Rätseln erschlossen werden, und dann wird es unserer rein materialistisch
erzogenen Forscherwelt nicht mehr ein „Akt der Verzweiflung" sein
(7«3\ Ilvpolhpsen aufstellen zu müssen, die dem unmittelbaren Erleben
auf sinnes-physiologische Weise beikommen wollen.

Der Wert der hier geschilderten Darstellungen geht über das objektiv
Gebotene weit hinaus; es zwingt uns nicht nur, mitzudenken, sondern es läßt
uns vor allen Dingen lebendig miterleben, was und wie hier gedacht wurde, und
das verleiht der ganzen Darstellung wie gesagt einen ganz eigenen Reiz. Spiritistische
Gedankengänge klingen in diesen Kapiteln nur vorübergehend au. Auch
bei Frau B. (S. scheint es sich um ideoplastische Vorgänge zu handeln;


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