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Krall: Ueber „Unwillkürliches Flüstern".

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liehe Versuche erforderten bei Ninoff etwa 10 Minuten, dann handelte es
sich immer um eine größere Reibe von übertragenen Befehlen, so daß ein
solcher Versuch eigentlich in zahlreiche Unterversuche zerfällt, von denen
jeder seine bestimmte Zeit erfordert.

Bei Busse und Krall, sofern sie hier als Versuchspersonen in Betracht
kamen, wurden die Lippenaufnahmen eine volle Stunde hindurch fortgesetzt
.

Man erkennt aus den sämtlichen Abbildungen der Kurven deutlich, daß bei
unseren Versuchspersonen keinerlei Neigung zu unwillkürlichen
Bewegungen, nicht einmal bei längerer Dauer der Denkkonzentration auftrat
, wie man gegenüber den so bestimmt lautenden Angaben Lehmanns
vielleicht vermuten möchte. Deutliche Flüsterbewegungen traten nur dann
auf, wenn die Versuchsperson auf Aufforderung begann, das Gedachte bewußt
und willkürlich zu flüstern, wenn auch nur in leisestem Tone.

Dieses Flüstern, dem danebenstehenden Experimentator noch ganz unver-
nehmbar und für diesen vom Atemhauch nicht zu unterscheiden, ergibt schon
Spiegelausschläge oft über die Diagrammhöhe hinaus.

Daß diese Methode andererseits auch die dem normalen Auge noch
völlig unwahrnehmbaren Lippenbewegungen verzeichnet, geht
deutlich aus den betreffenden Diagrammen hervor. Wir sehen hier regelmäßig
wiederkehrende Hauptausschläge mit regelmäßigen Unterschwingungen. Wie die
Nachmessung der Diagramme ergibt, beträgt die Anzahl der Hauptausschläge
z.B. 66 in der Minute, eine Zahl, die mit den wiederholt gemessenen Pulsschlägen
übereinstimmt. Wir dürfen also mit Sicherheit annehmen, daß
diese größeren Ausschläge den Hauptherzschlag wiedergeben, da die Hautausschläge
mit dem in Zeiträumen von 4 bis 5 Sekunden wiederholten innerlichen
Aussprechen (Denkenj der Zahl „V* keinesfalls übereinstimmen.
(S. Tafel 2.)

Um zweifellos festzustellen, daß es sich bei den Ruhekurven um Wiedergabe
des Herzschlages handelte, wurden diese Kurven mit den Aufnahmen
anderer Forscher verglichen. Bei dem Studium der Literatur
ergab sich, daß J. Bernstein (Lehrbuch der Physiologie, II. Aufl.
S. 74) bereits auf die Photographierbarkeit der Pulskurven mittels eines
kleinen Spiegelchens auf der Haut oberhalb der Arterie hingewiesen und
selbst eine Reihe solcher Kurven aufgenommen hat.

Auch bei unseren Lippenkurven zeigt sich deutlich ausgeprägt
die primäre Welle und die sekundären Wellen, nach deren Anzahl der
Vorgang als Di-, Tri- oder Polykrotismus des Pulses bezeichnet wird.
Die sekundären Wellen liegen nach Bernstein meist auf dem absteigenden
Teile der primären Welle, seltener auf dem aufsteigenden. Bei
den obigen Kurven liegen sie durchweg auf dem aufsteigenden Teile (also
Anakrotismus im Gegensatz zu Katakrotismus). Ueber die Ursachen der
sekundären Wellen gehen die Ansichten noch vielfach auseinander. Meist
wird angenommen, daß sie durch „Reflexionen" der primären Welle in
dem Arteriensystem entstehen.

Die Spiegelmethode kann noch vielseitig abgeändert werden und durch
Verwendung mehrerer Spiegel und Aufnahmezylinder gleichzeitig die
Kurven des Herzschlages, der Atmung und anderer Bewegungen wiedergeben
. Bereits R. Sommer hat darauf hingewiesen, daß in der Vermeidung
der Reibung „das prinzipiell wesentliche technische Erfordernis dieser
Apparate und Methoden besteht". (Umschau 1905, S. 550.) Es ist hier
nicht der Ort, auf die vielseitige Verwendungsmöglichkeit solcher Lippenkurven
näher einzugehen.

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