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Krall: Ueber „Unwillkürliches Flüstern".

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bedeutend abgenommen haben. Es tritt hierbei also das Gegenteil von dem ein,
was Hansen-Lehmann behaupten 1).

Schlußfolgerungen.

Auch diese von subjektiver Beobachtung unabhängige
objektive Darstellung beweist, daß selbst bei anhaltendem
konzentriertem Denken normalerweise eine Neigung
zu „Unwillkürlichem Flüstern" nicht auftritt.

Die von den Verfassern. Hansen und Lehmann an dieses
vermeintliche „Unwillkürliche Flüstern" geknüpften und
von den Vertretern der Wissenschaft anerkannten Folgerungen
sind damit hinfällig.

"Ebenso beweisen die Diagramme, daß keine sichtbar en
Lippenbewegungen (nach Preyer) vorkommen, aus denen
bei Gedankenübertragung Her Inhalt des Gedachten entnommen
werden könnte.

Die wissenschaftliche Methode bestätigt also objektiv
das Urteil des „gesunden Menschenverstandes",

nämlich, daß bei geschlossenem Munde unwillkürliche
, das Denken charakterisierende Flüsterbewegungen
nicht stattfinden.

Schluß

Zum Schluß sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die vorliegende
Studie auch für das Problem de** Denkenden Tiere ihre Bedeutung hat. Die
Lehmann- und Pf ungstschen Hypothesen vom „U nwillkürlichen" haben
das gemeinsam, unerwiesene Behauptungen aufzustellen, die uns eine physiologische
Unmöglichkeit als wissenschaftliche Tatsache zu suggerieren suchen 2),
denn bisher haben sie in keinem ^einzig|en Fa^le den Beweis für ihre Ba-

*) Auf weitere Einzelheiten der Kurven einzugehen, würde hier zu weit
führen. Tafel 2 in natürlicher Größe der Aufnahmen zeigt Lippen-Kurven
bei konzentriertem Denken. Man erkennt aus den Unterschwingungen des
Pulsschlages, mit welcher Feinheit die Methode diese Bewegungen wiederzugeben
vermag. Durch weiteren Abstand und Vergrößerung der Aufnahmefläche
wäre, wie bereits erwähnt, die Feinheit der Wiedergabe noch bedeutend
steigerungsfähig.

2) Oscar Pfungst hat die Behauptung aufgestellt, der „Kluge Hans*' des
Herrn von Osten habe sich nach Zeichen (Kopfrucken) gerichtet, deren Ausschläge
unterhalb Vö mm liegen sollten, das ist etwa die Stärke (Dicke) eines
Papierbogens. Dabei sollte das Pferd diese Ausschlagbewegungen an den „hin-
und herpendelnden" Personen wahrgenommen und selbständig als Zeichen gedeutet
haben. Es ist nachdrücklich zu betonen, daß Pfungst mit dem Pferde
keinerlei Versuche nach dieser Richtung hin angestellt hat, er war vielmehr
der irrtümlichen suggestiven Meinung, solche minimalen Ausschläge an anderen
Personen selbst beobachtet zu haben. Aber wie die Untersuchung „Ueber
kleinste Bewegungen" von Prof. A. Basler und meine damit übereinstimmenden
Ergebnisse erwiesen haben, ist die Wahrnehmung derartig minimaler Zeichen
an bewegten Objekten eine physiologische Unmöglichkeit. Bisher wenigstens
ist kein einziger Fall dieser Art nachgewiesen. Auf einer solch' schwachen Stütze
ruht die ganze Pfungstsche Zeichenhypothese, an die heute noch die Mehrzahl
der deutschen Wissenschaftler glaubt

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