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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1926.)

ambulanz überwiesen wurde. Die hypnotische Behandlung wurde eingeleitet,
und der Zustand besserte sich allmählich.

Während dieser Zeit, im November 1920, hatte ich mit T. folgendes
Erlebnis: Eines Tages kam er atemlos und sichtlich erregt in die Sprechstunde
. Er berichtete, daß er mittags zu Hause, im Sessel sitzend, bei vollem
Bewußtsein, nicht etwa im Schlaf, beim Lesen einer Zeitung plötzlich eine
Erscheinung erblickt habe. Er sah einen guten Bekannten, dem er seit einiger
Zeit nicht mehr begegnet war, vor sich, seine Kleider und sein Kopf trieftei*
von Wasser, und von der rechten Schläfcnwangengegend floß Blut herab.
Nach einem kurzen Augenblick war die Erscheinung verschwunden. T. hatte
sich sofort zu der Wohnung des betreffenden Herrn begeben, dort teilte ihm
die Frau mit, daß ihr Mann seit drei Tagen verschwunden sei.

T. sprach die feste Ueberzeugung aus, daß seinem Bekannten ein Unglück
zugestoßen sei. Ich legte der Sache wenig Gewicht bei und ging nicht weiter
darauf ein. Einige Wochen später erschien T. von neuem in großer Erregung
bei mir und teilte mir mit, daß seine „Erscheinung* sich nun doch bewahrheitet
habe. Im Orte L., wenige Kilometer rheinabwärts, sei eine Leiche ans
Land geschwemmt worden, die nach den Merkmalen zweifellos der Gesuchte
sei. Auf Veranlassung der Polizei fuhr T. hin, um die Leiche zu agnoszieren.
Er behauptete nach seiner Rückkehr, der Anblick hätte \öllig dem entsprochen,
was er vor sich gesehen hatte.

Nach diesem Erlebnis >erlor ich T. längere Zeit aus den Augen. Als er
sieb 1923 wegen der alten Beschwerden wieder an mich wandte, sprach ich
gerade in einem akademischen Kurs über Hypnose. Ich benutzte die Gelegenheit
, um T. meinen Zuhörern vorzustellen, und konnte ihnen die meisten Erscheinungen
der Hypnose {Somnambulismus, Analgesie, Starre, auch posthypnotische
Suggestionen) vorführen. Als ich im folgenden Semester in demselben
Kursus die telepathischen Vorgänge erläutern wollte, schlug ich Herrn T.
vor, mich wieder durch seine Mitwirkung zu unterstützen. Ich beabsichtigte,
einen kryptoskopischen Versuch zu zeigen, und veranlaßte eine Zuhörerin,
einen ihr bekannten Gegenstand in der bei solchen Versuchen üblichen Weise,
in einer Pappsciiachtcl verschnürt und versiegelt vorzubereiten. Der Inhalt
war mir und allen übrigen Anwesenden unbekannt. Während der Vorlesimg
ließ ich T. hereinkommen, hypnotisierte ihn durch verbale Suggestion und
übergab ihm dann die Schachtel mit dem Auftrag, mir den Inhalt näher zu
beschreiben. T. nahm die Schachtel in die Hand und sagte, ohne den Blick
seiner vollkommen nach oben gerichteten Augäpfel zu ändern, mit sichtlicher
Anstrengung folgende Worte: „Ein dunkler — — metallischer Gegenstand *.
Dann nach einer Pause: „Rundlich'. Ich fragte nun, ob noch etwas anderes
darin enthalten sei, worauf er längere Zeit nachdachte und sagte: „Ein Haus-
gegenstand-----außerdem etwas Längliches".

Da der Versuch T. sichtlich anstrengte, brach ich ihn ab. Die später vorgenommene
Oeffnung des Paketes ergab als Inhalt eine etwa 10 cm hohe japanische
dunkle Bronzeeule, deren Form ausgeprägt rundoval war; der übrige
Inhalt bestand aus Watte und aus einem länglich zusammengefalteten Seidenpapierstreifen
.

Halten wir uns nur an die ersten Angajben des T , so dürfte auch für den
kritischen Beurteiler die Uebereinstimmung der Beschreibung mit dem Inhalt
auffällig genug erscheinen. Ich habe bei diesem wie bei den späteren \ er-

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