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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1926.)

luftleeren Raum alle Körper gleich schnell fallen, wie Galilei behauptete, und
seine Nachfolger bis heute glauben, ist schon mehr als zweifelhaft. Die Tcle-
kinese bedeute! ja schließlich auch nur eine Modifikation der Gravitationskraft
in einer anderen als der Yertikaldimension. Ob durch psychische Ursachen
Gewichtserleichterungen stattfinden oder ferne Gegenstände bewegt werden
, deutet lediglich auf einen zufälligen Unterschied in der Richtung und im
\ngriffspunkt der Kraftäußerung.

Zu warnen wäre meines Erachtens davor, die telekinetischen Phänomene
spiritistisch zu interpretieren. Man soll die Natur studieren, die schließlich in
diesem Punkt auch nicht wunderbarer arbeitet als in tausend anderen, die uns
nur geläufiger sind und deshalb nicht wunderbar erscheinen. Aber man soll
keinen phantastischen Aberglauben an Geister in diese sauberen Phänomene
hineindenken. Wir stehen auf vielen Gebieten im Beginn eines
neuen Zeitalters. Die naturwissenschaftlichen Grundlagen
der bisherigen Neuzeit sind abgetan. Denn wenn
nie Iiis anderes siclier ist, so wäre es das eine: daß man mit
den Begriffen der bisherigen Physik und der materialistischen
Biologie nicht auskommt, um Phänomene wie die
tele kinetischen zu erklären. Diese müssen uns zum Ansporn werden
, unsere Erklärungsgrundlagen zu residieren, und, wo es nötig scheint, vor-
sichlig, aber furchtlos zu reformieren. Als vor Jahrzehnten Schrenck-Notzing
und Du Prel in München sich auf verschiedene Weise mit diesen Problemen
befaßten, nannte der Yolkswitz ihre Anhänger die „Beschrenckten" und die
..Geprelten". Heute darf man sigen, daß diejenigen beschränkt und geprellt
sind, welche neue Talsachen und neue natnrphilosophische Gesetze nicht sehen,
sondern blind glauben wollen an das, was die vergangene Stufe des menschlichen
Erkcnnlniskampfes uns sagen zu können glaubte. Das Verhältnis mui
Materie und Energie muß neu durchdacht und durch den Spannungs-
gedanken, der auch Strukturen und Gestalten umfaßt, gekrönt werden.
Die Entwicklung des Menschen zur Erweiterung seiner organischen Herrschaft
durch Willenstechnik scheint in den Bereich des Möglichen zu rücken. Da^
Mysterium der Entstehung der Welt und ihrer entwicklungsmäßigen Gestaltung
aus dem götllichen Ali, welches dem indifferenten Nichts identisch gesetzt
werden kann, läßt sich heute um ein Beträchtliches mehr aufhellen, als ein
Du Bois Reymond sich träumen ließ. Das Problem der Gravitation,
der Schwere und der Fallgesetze rollt sich von neuem auf. Lnd
die Schwierigkeiten des Zeugungs- und Yererbungsbegriffs lassen sich nur unter
Zuhilfenahme des allgemeinen teleologischen Prinzips im Sinne einer ps\einsehen
Fernwirkung des Weltgeistes aufklären, zumal auch unser ganzes praktisches
und geniales Leben durch die Kategorie der Prolcpsis, der Ilin-
einbeziehung des Kommensollenden in die Gegenwart, grundlegend beherrscht
wird. Fern liegt die Zeit, da man noch glauben durfte, durch die Kategorien
..Ganzes" und „Teil" ließen sich auch nur die Spektral färben erfassen. Goethe,
der Vorreformator, würde heute mit Genugtuung erleben, daß die Reformation
und Renaissance, die er erahnt hatte, mit Urgewalt naht.


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