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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0451
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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1926.)

schon durch die vorher genannten Phänomene der Hypnose auch ohne Para-
psychophysik erwiesen.

Die Tatsache experimentell physikalisch oder chemisch nachweisbarer
Außenwirkung seelischer Kräfle eröffnet in volunlarislischer, pädagogischer
und therapeutischer Beziehung ungeheure Perspektiven, die bisherige Lehrmeinungen
\ ollkommen umstürzen können, deshalb begegnet sie einem
leidenschaftlichen Widerstand ihrer bisherigen Vertreter.

Besonders wichtig, aber auch ebenso schwierig, bleibt dabei die Feststellung
, ob eine Krafläußerung zur Stoffbiidung, wie sie die Teleplastik behauptet
, befähigt ist, denn diese Untersuchung führt uns in das tiefste Problem
: ob der Stoff nicht gleichfalls als eine Transformation der Krafläußerung
anzusehen ist, wie oben ausgeführt wurde.

Ist für die Parapsychologie die Begrenzung für psychisch und physisch
gesprengt, dann lösen sich die Schwierigkeiten paraphysikalischer Phänomene
in bezug auf die Erklärung der Telekinese von selbst. Ist aber die Teleplastik
eine unleugbare Talsache, wie Gruber, v. Schrenck, Richet u. a. behaupten,
Hann ist eben die Stoffbildung als Krafläußerungsform nicht mehr bestreitbar.

Mit diesem Gedanken beschließt auch Blaurice Maeterlinck sein (bei
Diederichs. Jena, erschienenes) Buch „Das große Rätsel": Es wäre viel
vernünftiger anzuerkennen, daß Materie und Geist im Grunde \erschiedene
Zustände einer gleichen Substanz oder vielmehi einer gleichen ewigen Energie
sind.

Unerwartete Hilfe ist der Parapsychologie von berufener Seite der Ex-
pefimentalpsychologie — von diesen allerdings nicht beabsichtigt — gekommen,
die mit ihren Untersuchungen subjektiver optischer Anschauungsbilder
auch die Kardinalfrage des Okkultismus erhellt.

Angeregt durch die Versuche des Wiener Ohrenarztes Dr. Urbanlschick
haben sich in Graz die Psychologen Witasek und Benussi, in Marburg Prof.
Jaensch und Herwig und in Göttingen Kroh mit umfassenden Untersuchungen
ganzer Schulen über die Fähigkeit zur Erzeugung subjektiver Anschauungsbilder
bei Jugendlichen beschäftigt. Jaensch und seine Schüler haben diese bei
jedem Individuum latent vorhandene Fähigkeit, die sich besonders im Traumbild
offenbart und eindrucksvoll wird, in hervorragendem Maß im Umkreis
der Pubertätsjähre (bis zu 8o Prozent) festgestellt, und die dafür Geeignelen
^ Eidetiker genannt. (Zeitschrift für Psychologie, Bd. 93 und folg.)

Ein hoher Prozentsatz der untersuchten Knaben war zu einem j*esialtenden
Schauen vorgestellter optischer Bilder von solcher Plastik befähigt, daß
er die feinsten Einzelheiten eines vorher nur flüchtig betrachteten
Anschauungsbildes oder eines bei Augenschluß nur lebhaft vorgestellten Farbenbildes
halluzinatorisch ablesen und wiedergeben konnte, wobei bei der bloßen
Farbenvorstellung und etwa darauf vorgezeigtem zweiten Farbenbild eine völlige
Verschmelzung beider Bilder im Sinne einer physikalischen Farbenaddilion
(rot und gelb) orange, (gelb und blau) grün resp. ein Komplementärbild ohne
Kenntnis der Mischungsgesetze wirklich gesehen wurde. Es handelte sicli bei
dieser Gestaltungsproduktion um eine aktive Funktion des Organismus und
der Begriff Halluzination, mit dem Eduard v. Hartmann den spiritistischen
Phänomenen entgegengetreten ist, bekommt nun dadurch eine realere Bedeutung
, ebenso wie Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung.


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