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Glogau: Beitrag zur parapsychologischen Forschung

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Schnurrbart, sehr kleine Aeugelchen, Stupsnäschen, dichte Augenbrauen, gedrungenen
Hals, untersetzte Figur, starken Bauch, etwa 1,60 Meter groß, liier
ist sein ungefähres Porträt! Es ergab sich, daß die Versuchsperson wörtlich
dasselbe geschrieben hatte und die porträtierte Persönlichkeit ein zufälliger
Nachbar des Herrn war, der sich zum Vergleich mit dem Bilde dem Publikum
offerierte. Einige Professoren der Psychiatrie, zu denen auch Herr Prof. Friedländer
gehörte, der dieses Medium im Januarheft dieser Zeitschrift für den
besten Artisten" hält, seine telepathischen Fähigkeiten also leugnet, machten
später den Einwand, hier handle es sich um ein gemeinsames Hand-in-IIand-
arbeilen der drei Beteiligten. Es konnte einwandfrei festgestellt werden, daß sich
niemand von ihnen gekannt hat. Zur Behebung jedes Zweifels wiederholte ich
diesen Versuch im Januar 19*26 und lud dazu die Opponenten ein. Von ihnen
erschien aber niemand.

Ein in Frankfurt sehr bekannter Arzt (Sanitätsrat Dr. Abraham) war nun
selbst Versuchsperson. M. schilderte: Eine nicht nur körperlich, sondern
auch wissenschaftlich bedeutende Größe, grauer Vollbart, fast weißes, zurückfliehendes
Haupthaar hinter großer, gewölbter Stirn. Graue Augen, lieflie-t
gend, buschige Augenbrauen, leicht gekrümmte, große Nase, Leberfleck an
linker Schläfe. Schon gestorben in einem Ort, der nicht sehr weit von Frankfurt
liegt. n

Antwort: „Ich dachte an den in Heidelberg gestorbenen Anatomen Gegen-
baur, dessen Charakteristik ziemlich stimmt. Wie seine Nase gekrümmt war,
weiß ich nicht, auch nichts vom Leberfleck." Es hatte sich nun bei späteren
Aufgaben ergeben, daß M. in zwei Fällen einen Leberfleck und eine
Warze, in einem andern Fall <*in deformiertes Ohr beschrieben hatte, das den
Versuchspersonen selbst nicht aufgefallen war, bei Nachuntersuchung der Lebenden
aber tatsächlich festgestellt werden konnte. Ein weiterer Beitrag für die
exakte Arbeit des Unterbewußtseins!

Eine andere Versuchsperson, den früher in Frankfurt a. M., jetzt in Manila
lebenden Komponisten und Musikpädagogen Grafen Dr. Alexander Lip-
p a y, mit dem ich zahlreiche telepathische und hellseherische Versuche ausgeführt
habe, habe ich vor seiner Abreise zur Südsee im psychologischen Institut
der Universität Frankfurt a. M. den Dozenten vorgestellt,
die selbst mit ihm — trotz ihrer sehr skeptischen Einstellung und Irreleitungsversuche
— komplizierte Form- und Farbenvorstellungen machten, die positiv
ausfielen, worüber der sofort nach der Sitzung aufgestellte Bericht ein anschauliches
Bild gibt. Dieser Bericht ist dem Direktor der Neurologischen
Universilätsklinik, Piof. Dr. Curl Goldstein vorgetragen und nicht beanstandel
w orden.

Neben den Färb- und Formvorst eilungen realisierten sich bei Lippay auch
unvorbereitet eingeschobene Tonvorslellungen in kleinerem, dafür ausgewähltem
Kreis so vollkommen, daß er ganze Tonstücke auf dem Klavier oder Harmonium
je nach Charakter spontan wiedergab, auch wenn sie ihm nicht geläufig
waren, während er in bald darauf wiederholtem größeren Kreis der Frankfurter
Psychiater versagte und schon bei dem ersten Versuch erklärte, daß er
diesen Kreis wie einen dunklen Vorhang um das Unterbewußtsein empfinde
, der alle Vorstellungsbilder verdüsrere und auslösche.

Frankfurt am Main, 22. Dezember 1924, 7 Uht abends.

Seminar des Psychologischen Instituts der Universität
Frankfurt. 28*


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