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Achtes Heft.

August 1026»

Experimentalberichte.

Ein Beitrag zum Problem des Hellsehens.

Von Prof. Dr. Karl Gruber, München.

Unter dem Titel „Kosmobiologische Zusammenhänge** habe ich vor einiger
Zeit in der Zeitschrift „Di© Erde" kurz auf Versuchsreihen hingewiesen, die
ich mit dem früher an der Technischen Hochschule München tätigen Architekten
0. II. Strohmeyer durchführen konnte. Die Versuche bestanden in der
Hauptsache darin, daß Herr Str. aus ihm verschlossen vorgelegten Briefen oder
sonstigen Schriften die Wesenszüge des Schreibers zu erfühlen suchte mit dem
gleichzeitigen Bestreben, auch den astrologischen Typus des Urhebers der
Schrift — nach dem aufsteigenden Tierkreiszeichen (Aszendenten) oder besonders
markanten Planeten angegeben — zu erkennen. Die am verschlossenen
Objekt gemachlen Angaben Strohmeyers wurden dann zunächst von ihm selbst
graphologisch an der offenen Schrift nachgeprüft und schließlich von mir
oder anderen Mitarbeitern mit dem originalen Bild der zugrunde liegenden Persönlichkeit
verglichen, während für die Richtigkeit der astrologischen Mitteilungen
bei erhältlicher Geburtsslunde die bekannten horoskopischen Tabellen
Aufschluß geben konnten. Das Gesamtergebnis brachte eine weit über den
Zufall hinausgehende Anzahl von oft verblüffenden Treffern.

In einem in der „Gesellschaft für metapsychische Forschung in München"
gehaltenen Vortrag habe ich nun die eigenartige Gabe des Herrn Str. als „psychometrisch
" bezeichnet. In der Diskussion wurde jedoch von einzelnen Rednern,
vor allem von dem in der Parapsychologie hocherfahrenen General Peter
geltend gemacht, daß die Definition Psychometrie für die Gabe des Herrn Str.
unrichtig sei und daß vielmehr im Sinne R i c h e t s von Kryptaesthesie gesprochen
werden müsse. Denn der Weg sei in meinen Versuchen wohl der gewesen, daß
Herr Str. die jeweilige Schrift kryptaest he tisch erkannt und dann auf Grund
seines großen graphologischen Könnens auf den Charakter des Schreibers geschlossen
habe. Von Psychometrie könne man erst dann sprechen, wenn bei
der Versuchsperson durch die Berührung mit dem \orgelegten Gegenstand ein
Erkennen der Beziehungen, der Geschichte dieses Gegenstandes ausgelöst würde.

Dieser Einwurf ist prinzipiell berechtigt, trifft aber auf die Strohmeyer sehen
Phänomene nicht ohne weiteres zu, denn diese liegen viel komplizierter. Wir
finden hier fließende Uebergänge von der Kryptaesthesie Richets bis zur
typischen Psychometrie, woraus wir erkennen können, daß alle unsere Definitionen
auf dem parapsychischen Gebiet, ob wir nun von Kryptaesthesie, von
Telepathie und Hellsehen, von Panästhesie, Psychometrie. Psychoskopie usw.
sprechen, noch willkürlich sind, daß keine scharfen Grenzen zwischen den einzelnen
parapsychischen Gaben zu ziehen sind, sondern daß es sich hier wohl um
einen geschlossenen psychischen Erscheinungskomplex handelt, der sich lediglich
nach verschiedenen Richtungen und in verschiedener Weise äußert.

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