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Gruber: Ein Beitrag zum Problem des Hellsehens. 455

einfacher Strichzeichnung (s. Abb. i), ein von Pfeil durchbohrtes Herz darstellend
. Außerdem lag ein quadratisches Stück dicken Papiers zur Deckung
gegen Sicht im Umschlag. Es ist möglich, daß liier unbewußt hyperästhetisch
dieses eingelegte Papier erfühlt wurde. (

28. Versuch: Graphisches Objekt in großem Packpapier verschlossen. Der
slarke Ausdruck, die großzügige Linienführung, der ernste Charakter des Originalkupferstiches
sind richtig empfunden, ebenso der den eigentlichen Stich
umgebende sehr breite Rand. („Nur in der Mitte etwas zu fühlen.")

29. Versuch: Das Ergebnis ist außerordentlich interessant. Das vorgelegte
Objekt bestand aus einer in einem Briefumschlag befindlichen Radierung
(Ex libris). Str. gab jedoch an: „Einfache Formzeichnung, Kreis mit Strich
hindurch*', und skizzierte seinen Eindruck mit Bleistift, in Abb. 2 wiedergegeben
. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß der von Str. in der Skizze
wiedergegebene Eindruck durch meine Strichzeichnung von Versuch 27 (Abb. 1)
hervorgerufen wurde, wobei bemerkt werden muß, daß noch keine der graphischen
Vorlagen aus der Umhüllung befreit, also von Str. noch kein
Objekt unverhüllt gesehen war. Es besieht daher die Möglichkeil, daß Str.
schon bei Versuch 27 d°n Inhalt richtig erfühlt hatte, daß aber der Eindruck,
das Bild, noch im Unterbewußtsein festgehalten wurde, um erst jetzt, vielleicht
durch den Reiz, der von dem augenblicklichen Objekt ausging, zum Aufsteigen
in das Oberbewußtsein frei zu werden. So, wie uns selbst manchmal ein Eindruck
plötzlich lebendig wird, den wir kurz vorher erhalten haben, ohne daß
er uns beim Empfang bewußt wuide. Wir waren „zerstreut" und ,,es fällt uns
dann mit einem Male ein", daß wir etwas gesehen haben und was es war. Nur
hatte sich der Eindruck der Versuchsperson Str. unter Umgehung des Sinnenweges
vermittelt.

Nun wurde die schon erwähnte Abänderung der Methode vorgenommen.
Sir. begab sich in ein völlig dunkles Nebenzimmer, wo ich ihm unter peinlichem
Ausschluß jeder Möglichkeit, daß er die betr. Vorlagen hätte sehen können,
graphische Blätter unterbreitete. Str. suchte unter Auflegen der Hände, also
durch taktile Verbindung, Eindrücke zu erhalten, deren Mitteilung ich, am
Türspalt sitzend, schriftlich festhielt. Str. gab dabei an, daß er unter diesen
Bedingungen keinen nennbaren Unterschied gegenüber dem Erfühlen verschlossener
Objekte feststellen könne. Und doch müßte, wenn die Hyperästhesie
als Erklärungsprinzip zu Recht bestünde, das Erkennen offener Vorlagen
durch Abtasten sehr viel leichter gehen.

30. Versuch: Str. erkennt eine Vorlage als mit einer Strichzeichnung von
mir versehen, beschreibt aber die einfachen Umrisse ganz falsch.

31. Versuch: Die Vorlage stellt einen Kupferstich dar: „Jakob im Kampf
mit dem Engel". Str. spricht* davon, daß eine Seite wie ausgefranst sei — die
nach der einen Seite hin gespreizten Schwingen des riesigen Engelflügels —
und empfindet die Düsterkeit des Vorwurfes. Auf meine Frage, ob er eine
Signatur fühle und was sie ihm sage — der Name des Künstlers war klein
mit Bleistift eigenhändig unterschrieben — macht er eine verblüffende Angabe
über eine ganz ungewöhnliche Charakterseite des Künstlers.

32. Versuch: Dieser verläuft wiederum nicht programmäßig, aber gerade
deshalb besonders interessant. Ich reiche Herrn Str. unser Gästebuch, das er
noch nie gesehen hat, und zwar glaube ich im Dunkeln, ihm das letzte, mit
Zeichnungen eines Freundes von mir versehene Blatt aufgeschlagen zu haben.


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