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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0488
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Eh© wir an die Beantwortung dieser kurzen Fragen herangehen, müssen
wir ©ine Feststellung machen. Versuche mit dem Erfühlen verschlossener
Schriften, in denen nicht die äußere Form der Schrift, sondern der Charakter,
das Aeußere, Neigungen und Beziehungen usw. des Schreibers angegeben
werden, haben für die Teilnehmer am Versuche subjektiv das größte Interesse
. Mehrere von ihnen oder alle kennen den Schreiber und der Eindruck,
den eine richtige, oft bis in intime Einzelheiten gehende Zeichnung der zu erfassenden
Persönlichkeit durch die Versuchsperson macht, muß dann naturgemäß
ein starker und überzeugender sein. Eine objektive, schriftliche Wiedergabe
derartiger Versuche- nach Verlauf und Erfolg wird es jedoch schwer
haben, den Eindruck des Fesselnden und Interessanten beim Leser zu wecken.
Denn dieser kennt doch in den allermeisten Fällen das Vorbild für die Beschreibung
nicht, er hat nicht, wie z. B. bei Hellsehversuchen mit verhüllten
Gegenständen, die Möglichkeit, beim Lesen der Beschreibung oder Betrachten
von Abbildungen sich ein eigenes Urteil über das Uebereinstimmen der Aussage
des Hellsehenden mit dem zu erfühlenden Objekt zu bilden. In unserem Falle
also muß er sich auf das Urteil des Berichterstatters verlassen, ob ein Versuch
als gelungen zu bezeichnen ist oder nicht, und der Wirkungsbereich seiner
stets bereiten Kritik wird dadurch stark eingeengt. Obwohl ich mir nun der
Gefahr, die aus diesen Umständen für den Erfolg des Autors erwächst, bewußt
bin, habe ich die Strohmeyerschen Versuchsserien doch geschlossen wiedergegeben
. Denn bei nähere* Betrachtung streifen sie eine Reihe interessanter
Fragen, die für die Bearbeitung des noch vielfach sehr problematischen Gebietes
des seelischen Erfühlens von Bedeutung sind. Auch liegt, wie schon
eingangs erwähnt, hier der seltene Fall vor, daß die Versuchsperson kein
ausgesprochenes Medium ist, sondern von einem geistig und künstlerisch hochstehenden
, kritischen, ausgesprochen geniale Züge zeigenden Manne gebildet
wird, der bei seltener Harmonie zwischen ordnendem Verstand und unterbewußter
Intuition Versuchsperson und kritischen Forscher in Einem darstellt.
Vielleicht sehen wir hier eine Möglichkeit, die experimentell prüfbare parapsychologische
Erscheinungsgruppe des seelischen Erfühlens als bedeutsame
Komponente im Zustandekommen der Leistungen intuitiv und inspirativ schaffender
Menschen festzuhalten. (S. h. Böhm, „Intuition und Inspiration".)

Gehen wir nunmehr zur Beantwortung unserer ersten Frage, ob die Versuche
das Bestehen einer Gabe des seelischen Erfühlens bei Herrn Str. erwiesen
haben. Soweit eine trockene Statistik in derart feinen und komplizierten
psychischen Untersuchungen überhaupt einen Wert besitzt, ergibt sie folgendes:

1. Versuche mit verschlossenen Schriften: Bei der Prüfung von 46 Objekten
fanden sich 16 ausgesprochene, 5 schwächere Erfolge, bei den übrigen kam
es zu Fehlschlüssen oder es fand kein psychischer Kontakt statt zwischen Objekt
und Erfühlendem.

2. Versuche mit verschlossenen oder im völligen Dunkel vorgelegten graphischen
Objekten: Bei 7 Vorlagen wurden in 4 Fällen gute, treffende Angaben
erhalten, 2 Fälle waren schwach, aber noch als etwas positiv zu werten neben
1 völligen Versager.

3. Versuche mit verhüllten Gegenständen: Die Angaben waren im ganzen
nur recht kurz. Immerhin kann man bei 8 Versuchen von 2 ausgesprochenen
Treffern, 3 schwachen Ergebnissen, 3 Versagern sprechen.


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