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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0489
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Schon diese kurze, allerdings wegen ihres auf subjektivem Urleil erfolgten
Aufbaus prinzipiell immer irgendwie angreifbare Statistik führt zu dem
Schluß, daß bei Str. die Fälligkeit eines außersinnlichen Erfühlens vorliegen
muß. Bei der für unsere Begriffe als unendlich zu bezeichnenden Zahl von
Möglichkeilen, die für das Vorliegen irgendeinas Charakters oder besonderer
individueller Wesenszüge im Zusammenhang mit der zu erfühlenden Schrift
vorhanden ist, spielt der Zufall keine Rolle. Weit mehr aber als die Statistik
wirkt für die Ueberzeugung das eigene Erleben der Versuche und ihres Ablaufes
, zumal in vielen Fällen ganz seltene, vereinzelte und typisch individuelle
Eigenschaften oder Kombinationen von solchen durch Str. angegeben wurden.
Bis auf wenige Ausnahmen waren die jeweiligen Schreiber der Briefe dem
Erfühlenden als Personen völlig unbekannt.

Daß die Betrugshypothese ausscheiden muß ebenso \\le die Möglichkeit
einer unbewußten Täuschung, ergibt sich' schon aus der Persönlichkeit der
Versuchsperson. Reih objektiv sind aber diese Möglichkeiten auch infolge
der Versuchsanordnung hinfällig, da, wie schon erwähnt, die Schriften vor
dem Eintreffen des Herrn Str. verschlossen wurden, um erst dann geöffnet
zu werden, wenn für die betreffende Sitzung das Erfühlen abgeschlossen war
und die graphologische Nachprüfung einsetzte.

Die erste Frage ist also bejahend zu beantworten.

Nun zu der zweiten Frage, ob die Ergebnisse eine ausführliche Besprechung
verdienen. Sie ist eigentlich schon durch die positive Beantwortung der ersten
Frage erledigt, denn bei unseren auch heute immer noch sehr lückenhaften
Rennlnissen auf dem verwickelten Gebiet des seelischen Erfühlens ist jedei
experimentell eingehender geprüfte Fall von wissenschaftlichem Interesse.
Außerdem aber sind wir schon bei der Schilderung der Versuchsreihen auf
einige besonders eigenartige Erscheinungen gestoßen, auf die wir später noch
ausführlicher zu sprechen kommen und die allein schon zu einer Behandlung
des Strohmeyersehen Phänomens auffordern.

Die dritte Frage, ob Momente in den Versuchsreihen zutage getreten sind,
die ein weiteres Eindringen in das Problem des seelischen Erfühlens gestatten,
soll sofort mit greifbaren Angaben beantwortet werden.

Wir finden eine Reihe fördernder Bedingungen für die xVuslösung der
Strohmeyerschen Fähigkeit. Günstig erweisen sich für die Versuche vor allem
die späteren Abendstunden, fördernd wirkt eine behagliche Ruho, in der sich
die notwendige psychische Entspannung entwickeln kann. Sehr unterstützend
wirkt hier auch eine kurze musikalische Auslösung durch Phantasieren am
Klavier. Auch Anregung durch Alkohol in mäßiger Menge steigert das Einfühlungsvermögen
. Es sind dies alles natürliche Maßnahmen, die bei einem
Manne mit so klarem, kritischem Verstand dazu beitragen, oberbewußtes
Kritisieren und Kombinieren zurückzudrängen und die unterbewußt aufgenommenen
Eindrücke ungestört aufsteigen zu lassen. Nach einer, je nach Disposition
Str.s längeren oder kürzeren Reihe von Versuchen stellt sich gewöhnlich Ermüdung
ein, die zur Folge hat, daß der Kontakt mit dem- Objekt ausbleibt
und keine Eindrücke mehr aufgenommen werden.

Wichtig ist ferner folgende Erfahrung: Nicht jede Schrift spricht an,
im Gegenteil kann ein Brief einen außerordentlich lebhaften Eindruck auslösen
, der zu einer erfolgreichen Charakterisierung führt, während schon da«?
folgende Objekt wie tot in den Händen Strohmeyers ruht. Als Grund für


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