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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0490
Gruber: Ein Beitrag zum Problem des Hellsehens. 463

diese Erscheinung könnte man zunächst eine im Laufe des Abend infolge
innerer oder äußerer Hemmnisse rasch wechselnde Disposition Slr.s sehen.
Meist wird jedoch die Ursache in den Eigenschaften des Objektes selbst zu
suchen sein. So sprechen ganz alte Schriften nur sehr schwer an, außerdem
aber muß anscheinend ein gewisses psychisches Verhältnis zwischen der Person
des Schreibers und Str. vorhanden sein. Stammt die Schrift von einem Menschen
, dessen Wesen für Str. völlig nichtssagend oder aber direkt unsympathisch
ist, so bleibt entweder der Kontakt aus oder aber es erfolgt eine
Charakterisierung, die viel zu absprechend und pessimistisch ausfällt und das
Bild des Schreibers einseitig verzerrt. Andrerseits scheinen gewisse Gegensätze
in den Naturen von Schreiber und Erfühlendem als fördernde Momente
wichtig zu sein, denn wenn bei zu starker Wesens verwand tschaft die Kontrastwirkung
fehlt, so erfühlt Str. nur sich selber (s. 3/|. Versuch), ebenso, wie er
bei einem vorgelegten leeren Umschlag nur den Strom" seiner eigenen
Persönlichkeit empfindet (s. 56. Versuch).

Einzelne Fälle scheinen, wie wir gesehen haben, darauf hinzudeuten, als
komme es vor, daß von einem Objekt auf das andere ein anhaftendes „psychisches
Etwas" übertragen werde. Sie könnten aber auch für eine verzögerte
Nachwirkung eines unterbewußt empfangenen Eindrucks sprechen (s. 9.9. V.
und 5i. V.). Was hier tatsächlich vorliegt, wird nach dem bis jetzt vorliegenden
Material noch schwer zu entscheiden sein. Sicher ist jedenfalls, daß Str. einige
Male Beschreibungen gab, die zu dem augenblicklich in seinen Händen befindlichen
Objekte keine Beziehungen hatten, dagegen füi ein anderes, das vorher
kürzer oder länger >on ihm berührt worden war, genau stimmten. Man könnte
sich also, wie schon einmal dargelegt, vorstellen, daß das Erfühlen unterbewußt
sich in einem ganz kurzen Augenblick abspielt, daß also schon der nur wenige
Sekunden dauernde Kontakt mit der verhüllten Schrift im Unterbewußtsein
ein komplexes Bild entstehen läßt, das dort festgehalten wird. Nun bedarf
es irgendeines geeigneten, uns allerdings noch völlig unbekannten psychischen
Anreizes, um das betreffende Bild ofcerbewußt werden zu lassen. Und dieser
Anreiz wird durch den Kontakt mit irgendeiner anderen, an sich vielleicht
für Str. ganz belanglosen Schrift vermittelt.

Eine weitere wichtige Frage, die bei dem Problem der Psychometrie immer
wieder auftaucht, muß hier angeschlossen werden, nämlich die, ob den \or-
gelegten Objekten irgend etwas Psychisches anhafte, das, \om Unterbewußtsein
des Erfühlenden aufgenommen, dort übersetzt wird, um dann als komplexe
Vorstellung in das Oberbewußtsein zu treten. Schon die Erscheinung, daß
alte Schriften sowie die von Kindern schlecht ansprechen, läßt die Frage nach
einer Art ,»psychischer Imprägnierung" beim Schreiben berechtigt erscheinen,
gleichzeitig aber auch der Umstand, daß Schriften, die lange Zeit eng mit
anderen zusammengelegen haben, zu Mißerfolgen beim Erfühlen führen. Besonders
schwerwiegend ist jedoch die Erfahrung im Versuch 46, bei dem Str.
am geschlossenen Objekt eine durchaus richtige Schilderung wichtiger und ausgesprochen
individueller Wesenszüge des Schreibers gab, während ihm, dem
gewiegten Graphologen, der offene Brief, eine Zuchtschrift zeigend, nicht das
geringste zu sagen hatte. Gewiß ibt hier der heute so beliebte Einwurf der
Telepathie zu machen, er braucht aber durchaus nichl stichhaltig zu sein. Gerade
auf die Telepathie kommen wir noch zurück. Der von vielen Autoren ausgesprochene
Gedanke der psychischen Ladung" ist durchaus nicht indiskutabel,


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