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Gruber: Ein Beitrag zum Problem des Hellsehens.

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Sie versagt in allen den Fällen, bei denen nicht die Schriflzeichen selbst die
Mittler des Erkennens spielen konnten, wie in dem schon besprochenen Versuch
/|6, in dem die graphologische Analyse versagen mußte oder bei Versuch
3i, in dem die handschriftliche Signatur der Graphik einen überraschenden
Wesenszug erfühlen ließ. Ich glaube übrigens, daß auch bei den scheinbar
rein graphologischen Leistungen Strohmeyers eine starke intuitive Komponente
mitspielt, ja, daß man auch hier ein mit der Psychometrie verwandtes
Erfühlen als mitbeteiligt annehmen muß.

Das führt uns dazu, wenigstens einen Teil der Ergebnisse in die Psychometrie
einzureihen, wobei wir darunter die parapsychische Gabe mancher
Menschen verstehen, durch den Kontakt mit irgendeinem Gegensland, gleichgültig
ob sichtbar oder verhüllt, dessen Herkunft und Geschichte, seine Beziehungen
zu Menschen und Ereignissen, oft auch diese beiden letzteren allein
zu erkennen. Nun fallen, wie schon mehrfach erwähnt und am Beispiel gezeigt
, wiederum eine Anzahl erfolgreicher Versuche mit Str. in diese Kategorie
des Seelischen Erfühlens, denn außer den immer wieder angezogenen Versuchsbeispielen
wurden in vielen Fällen Angaben gemacht, die über das aus der
Schrift selbst Erkennbare hinausgingen. Die Psychometrie spielt also in unseren
Versuchen eine Rolle.

Ist aber vielleicht ni^ht alles, was die Versuche gezeitigt haben, auf Telepathie
zurückzuführen? Gewiß können die Vertreter einer extrem überdehnten
Telepathie die gesamten Ergebnisse unserer Versuche darauf zurückzuführen
suchen, denn mit der universellen Telepathie kann man, wie der Fall Baer-
wald zeigt, alles erklären. Aber ebenso sicher ist es, daß diese Ueberdehnung
der landläufigen und nunmehr — Gott sei Dank! — auch behördlich approbierten
Telepathie falsch ist und bei einer allgemein werdenden Ueberschätzung den
Fortschritt unserer Erkenntnis gefährden würde. Zudem ist uns von ihrem
eigentlichen Wesen doch noch recht wenig bekannt! In unseren Versuchen ist
sie jedenfalls oft recht schwer zu verfechten. Wenn ich beispielsweise zehn
Briefe nehme, sie in gleichartige, unbeschriebene, in keiner Weise gekennzeichnete
Umschläge stecke, diese dann wie beim Kartenspiel mische, der Versuchsperson
vorlege, die dann beim Aussuchen ansprechender Briefe das Paket
wiederum durcheinander bringt, so müßte ich hyperästhetisch im optischen
Sinne, dabei aber unterbewußt, an irgendeinem minutiösen Merkmal den betreffenden
, verhüllten Brief erkennen und nun entweder, ohne es zu wollen,
das Bild des Schreibers auf Str. übertragen oder von dessen Unterbewußtsein
aus dem meinen schöpfen lassen. Die Einzelphasen dieses Vorganges sind natürlich
möglich, ja, als isolierte Erscheinungen immer wieder experimentell bewiesen
, ein komplexes Geschehen dieser Art stellt aber wohl eine sehr menschliche
Konstruktion dar. Wir meinen, daß prinzipiell eine Mitwirkung der Telepathie
bei einem Teil der Versuche nicht ausgeschlossen werden kann, daf5
aber eine telepathische Gesamtdeutung mehr als unwahrscheinlich ist.

So sehen wir, daß wir bei der Einreihung unserer Versuche mit der bisher
gebräuchlichen parapsychologischen Systematik nicht auskommen, daß wir verschiedene
Untergruppen des Seelischen Erfühlens heranziehen, keiner einzigen
jedoch das alleinige Wirkungsrecht zubilligen können. Strohmeyer ist kein
Medium im eigentlichen Sinne, kein willenloses Werkzeug unterbewußter seelischer
Kräfte. Wäre dem so, würden wir wahrscheinlich viel stärkere, ins Auge
fallende äußere Erfolge zu verzeichnen haben. Bei Str. aber steht dasUnterbe-

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