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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0514
Price: Frau Silbert und ihre Phänomene.

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Die Uhr schlug 11 Uhr 3o Minuten, und wir beschlossen, die Sitzung zu
schließen. Man belehrte uns, daß die besten Phänomene nach Mitternacht zu
kommen pflegen. Da wir aber die Absicht hatten, am kommenden Morgen um
4 Uhr nach Wien abzureisen, um dort den Orient-Expreß nach London zu erreichen
, verzichteten wir mit Bedauern. Wir sagten auf Wiedersehen zu dem
würdigen „Prof. Neil", der uns durch eine Anzahl Abschiedsschläge erwiderte.
Dem Medium und den verschiedenen Mitgliedern der Familie Silbert wünschten
wir gute Nacht, ebenso den übrigen Sitzungsteilnehmern und versicherten allen,
daß wir einen sehr interessanten und vergnügten Abend mit ihnen verbracht
hätten. Temperatur 71 Grad Fahrenheit — normal.

Auf iene unerfahrenen Kritiker, welche immer behaupten, daß „alle
SSancen in der Dunkelheit stattfänden", müssen diese beiden Sitzungen wie eine
Offenbarung wirken, denn abgesehen von der Episode im Mondlicht war die
Beleuchtung die gewöhnliche eines Wohnzimmers. Es ist bedauerlich, daß unter
diesen guten Lichtverhältnissen die Kontrolle nicht besser war und schade, daß
alle Phänomene sich bei gutem Licht unter dem Tisch ereigneten. Noch bedauerlicher
ist, daß die Manifestationen, die wir erlebten, dem menschlichen
Blick nicht standhalten. Es ist einfach unmöglich, eine befriedigende»
Kontrolle in der Weise durchzuführen, daß man einen Fuß neben den des
Mediums stellt. Kann man mit Bestimmtheit beweisen, daß die Beobachter
der mir erzählten erstaunlichen Phänomene der Frau Silbert, durch das, was
sie sahen oder hörten, nicht irregeführt worden sind? Der Vorfall mit dem
leuchtenden Kristall ist ein konkretes Beispiel für das, was ich meine. Hätte ich
die Tatsache, daß es der Mond war, der das Glas mit Licht erfüllte, nicht demonstriert
, so wäre das Ereignis als ein wundervolles Phänomen betrachtet worden
, und die Augenzeugen hätten es in gutem Glauben als solches weites
erzählt

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen,
sollte über der Türe eines jeden Sitzungszimmers stehen.

Die große Mehrzahl der Okkultisten hält ein Phänomen lieber für supranormal
, als daß sie eine normale Erklärung wahrhaben will. Die goldene Regel
für den Forscher ist, kein Phänomen als supranormal anzusprechen
, wenn unter denselben Bedingungen eine normale
Erklärung dafür gefunden werden kann. Es ist besser, übervorsichtig
als leichtgläubig zu sein, denn dies letztere läßt einen allzu gern
in die Netze der Charlatane geraten.

Es ist tief bedauerlich, wenn nicht — ehe es zu spät ist — ein Wissenschaf tler
oder eine wissenschaftliche Gesellschaft Frau Silbert in die Hand nimmt und
ihre Phänomene unter Laboratoriumsbedingungen studiert. Dr. Freiherr v.
Schrenck-Notzing hat gleich mir einige Sitzungen mit diesem Medium ge-
habt), aber er hat nicht so mit ihr experimentiert wie mit Eva C. oder Willy
Schneider. Frau Silbert kommt ab und zu nach London und gibt den Neugierigen
Gelegenheit gegen so und so viel per Nase*) ihre Phänomene zu sehen.

*) Während ich dies schreibe, gibt Frau Silbert Londoner Presse-Vertretern:
Sitzungen. Ein Bericht über eine sehr typische Sitzung ist veröffentlicht in den
Daily News vom 6. Januar 1926. Das Eingravieren von Gegenständen, die Funken
aus den Fingerspitzen, Erhebung von Gegenständen vom Boden zum Tisch, Berührungen
unter dem Tisch, etc., all das ist beschrieben, und der Berichterstatter


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