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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0523
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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1926.)

senior sah es gerne, daß ich seinen Sohn in die Geheimnisse des Bergsteigens
einweihen wolle. Kordon junior besucht in Graz die Malschule des Professors
Zoff; nach Gemälden, die ich von ihm gesehen habe, ist er ein außerordentlich
begabter, wenn nicht genialer Junge. Sein Aeußeres ist hager und sehnig, langaufgeschossen
, sein Benehmen wechselt von zeitweiser Schwermut und Versenkt-
heit zu überquellender Fröhlichkeit. — Wir kauften in Mallnitz Proviant ein
und machten uns auf den Weg nach der Dößener Hütte, die vorerst unser
Standquartier sein sollte. Die Hütte liegt 2281 Meter über dem Meer, felsumrahmt
, am Ufer des stahlgrauen Dößener Sees. Am Abend des 26. September
kamen wir bei zweifelhaftem Wetter auf der Hütte an. Wir kochten
rasch ab und legten uns dann auf die Pritschen (Feldlager). Wir waren allein
auf der Hütte. Ich war von der Nachtreise aus der Schweiz her sehr müde
und hatte keinen anderen Wunsch, als rasch einzuschlafen. In diesem Bemühen
störte mich plötzlich ein fortgesetztes rhythmisches Klopfen in der Wand über
unseren Köpfen. Es klang kaum anders als das Pochen eines Holzwurmes. Ich
hieb mit der Faust etliche Male wider die Wand, um das Tierlein zum Schweigen
zu bringen. Endlich meinte Kordon: „Lassen Sie das doch, Herr Dr., das
ist ja kein Holzwurm." — „Na, was denn sonst?" — „Das kann ich Ihnen
nicht sagen, Sie würden mich ja eh auslachen." Eine Weile war es wieder still,
nur das lästige Ticken wie ein Morsetelegraph störte. Mit einem Male begann
Kordon zu sprechen: „Bist du da, Cena?" — „Hast du mir was Besonderes zu
sagen?" — „Ist daheim alles gesund?" — Jetzt wurde es mir zu dumm. Ich
richtete mich auf und fragte Kordon, mit wem er da eigentlich rede. Und da
kam es heraus: mein junger Freund war Spiritist und sprach mit seinem
Schutzgeist, der den Namen Cena führte. Ich meinte noch, das sei dummes
Zeug und ich verlangte nun, müde wie ich sei, zu schlafen. Worauf Kordon
die sogenannte Cena bat, das Klopfen einzustellen. Es wurde ruhig und ich
schlief ein.

27. September. Nachts über hatte sich das Wetter verschlechtert. Es
regnete und begann nun auch zu schneien. An eine Bergfahrt war nicht zu
denken, wir saßen in der Hütte und plauderten. Nun erfuhr ich erst durch
Kordon die Grundzüge des Spiritismus, erfuhr von seiner Begabung als Medium
und den Sitzungen in Graz. Mir war das alles neu, ja unglaubwürdig. Verblüffend
war, daß Kordon ganz einzigartige Kartenkunststücklein machte, die
man besser mit dem Ausdruck Kartenwunder bezeichnen könnte. Er „zauberte",
$ wenn man so sagen will, die Karten an die unmöglichsten Orte hin und behauptete
, daß dies auf seinen Wunsch sein Schutzgeist „Cena" mache. Gegen
Nachmittag kamen zwei weitere Bergsteiger auf die Hütte, zwei Herren aus
Wien. Der eine hieß Lindner, der Name des anderen ist mir entfallen. In der
Bergeinsamkeit findet man sich rascher zusammen und so entwickelte sich bald,
zumal die beiden Wiener nette und kluge Menschen waren, ein Gespräch, das
durch meine Erzählung der gestrigen Ereignisse rasch auf den Okkultismus
gelenkt wutfde. Wir beschlossen, abends eine regelrechte Sitzung zu veranstalten.
In derselben meldete sich wieder „Cena", gab auf etliche Fragen ganz richtige
Antworten, nur zweimal haute sie daneben. Kordon meinte nun, ich könne,
wenn ich wolle, eine „Berührung" haben. Ich war damit einverstanden und
nach einiger Zeit strich tatsächlich eine Hand über mein Knie. Bemerken muß
ich noch, daß Kordon sowohl von mir wie von den gleichfalls sehr skeptischen
Wiener Herren scharf kontrolliert und an Händen und Füßen gehalten wurde.


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