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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0525
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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1926.)

Hier muß ich nun einschalten, daß Anton Bruckner nicht allein mein Lieblingskomponist
ist, sondern mir auch menschlich, als Persönlichkeit sehr
nahesteht. Ich selbst stehe mitten in der Brucknerbewegung, habe als
Musikkritiker in der Schweiz die Aufführung von ßrucknerschen Sinfonien
sehr gefördert und in neuester Zeit gemeinsam mit dem bekannten Brucknerforscher
, Universitätsprofessor Dr. Kurth in Bern, den schweizerischen Bruck -
nerbund begründet. Acht Tage vor meiner Abreise nach Kärnten hatte ich
meinen Roman „Der See" vollendet, ein episches Werk, das durch starke Heranziehung
der Persönlichkeit Anton Bruckners einigermaßen als Bruckner-Roman
anzusprechen ist. Diesen Roman kannte Kordon natürlich nicht, er versteht
überhaupt nicht viel von Musik. Nur meine Frau hatte bisher das Manuskript
gelesen, zur 'Zeit befand es sich bereits in Händen meines Verlegers Staackmann
in Leipzig, der die Buchausgabe vorbereitet.

Ich fragte also, meiner Eingebung folgend: „Ist Bruckner da?", worauf ein
starkes einmaliges Klopfen (Ja) erfolgte, und gleichzeitig ein blauer Blitz
schräg durch die Stube zuckte. Die Temperatur war schon vorher in dem Raum
auffällig gesunken. Nach dem ersten Schrecken, den wir infolge des Phänomens
beide hatten, begann ich nun eine Reihe von Fragen zu richten, in
der ich mich vorderhand auf den Standpunkt stellte, daß ich tatsächlich mit
einer Emanation des Brucknerschen Intellekts spreche.

„Meister, gestattest du mir einige Fragen?" — „Ja."

„Bist du mit deiner Zeichnung in me£Ln Roman zufrieden?" - „Nein."

„Handelt es sich um eine Stelle oder ist alles mißlungen?"

„Eine Stelle."

„Kann ich diese durch ein Stichwort erfahren?"
„Mali."

Tatsächlich kommt in dem Roman eine Szene vor, in welcher eine Frauensperson
namens Mali eine Rolle spielt. Gerade diese Szene beruhte auf Wahrheit
, denn ich hatte sie in Sankt Florian von dem Freunde Bruckners als Tatsache
erfahren. Natürlich hatte Kordon keine Ahnung von der Szene, auch ich
dachte nicht, daß gerade diese Stelle unpassend sein könnte.

„Soll die Szene ganz neraus oder nur verändert werden?"

„Heraus." (Ich habe diese Szene danach auch aus dem Manuskript entfernt.)

„Meister, was wird aus meinem ältesten Jungen? Er macht mir Sorgen,
ist nervös, überreizt und ein unruhiger Geist."
$ „Musiker." (Mein ältester Junge zeigte schon damals starke Begabung für
Musik, nach diesen Ereignissen, nach meiner Rückkehr nach Bern, verstärkte
sich diese Begabung so, daß der sechsjährige Bub zur Zeit nichts lieber tut als
Notenschreiben und kleine Kinderlieder komponieren. Mir persönlich, der ich
durch Verkehr mit vielen Musikern die Fallgruben dieses Berufes kenne, wäre
mein Sohn als Berufsmusiker nicht eben genehm.)

Schließlich stellte ich noch eine Frage. „Glaubst du, daß es für mich rätlich
ist, mich schon jetzt vom Zeitungsberuf zurückzuziehen und in Kärnten
als freier Schriftsteller zu leben?"

„Nein."

„Muß ich auf diesen Traum überhaupt verzichten, werde ich einmal frei
werden?" — „Ja."

Und nun zum Schluß. „Meister, bist du immer irgendwie, mir helfend,
mich schützend um mich?"

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I


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