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Schrenck-Notzing: Hans Driesch: Grundprobleme der Psychologie. 501

3. mein Ich, das will;

4. motorische Empfindung;

5. mein Können und Wissen, daß meine Seele fähig ist, den Kern in den
klar bewußten Zustand überzuführen;

6. die klare Bewußtheit des Kerns.

Weder in der Analyse des Willens noch in der des Gedankens finden wir
irgendein Element bewußter Aktivität, nichts von einem Tun, nichts von einem
werden. Wir finden, wenn der Ausdruck erlaubt ist, nur statische Elemente
in einem bewußt gehabten Etwas."

Nach Driesch gibt es kein Wollen und Denken als bewußte Tätigkeiten.

„Nachdenken ist nicht bewußtes Tun, sondern ,ein Haben4, eine Abfolge
von Etwassen im Laufe der Zeit, von denen jedes folgende reicher an Endgültigkeit
mit Rücksicht auf die zu lösende Aufgabe als das vorhergehende ist/'

„Denken und Wollen als Tätigkeiten genommen, gehören nicht zur bewußten
Sphäre."

Der 3. Abschnitt der normalen Psychologie umfaßt die Dynamik des
inneren Seelenlebens.

„Eine kausale dynamische Verknüpfung zwischen verschiedenen Erlebnis-
Inhalten wird als solche nicht erlebt, sondern ich ,habe* nur bewußt, aber
ich ,tue* nicht bewußt"

Die neuere Psychologie weiß also nur, daß ich etwas bewußt habe oder
erlebe und daß ich. im Laufe der Zeit verschiedene Etwasse erlebe. Die
Gesamtheit dieser Abfolgen unserer bewußten Etwasse bezeichnet Driesch
als inneres Seelenleben.

„Da nun aber nur einer von allen möglichen Gegenständen in einem
gegebenen Zeitpunkt bewußt ist — in welchem Zustand existieren denn die
übrigen?"

Die Antwort lautet: „Im unbewußten Zustand". Das bedeutet also „Psychisch
", aber nicht „bewußt psychisch". Das Unbewußte gehört demnach
in den seelischen Bezirk der empirischen Wirklichkeit
. Ein Gegenstand kann den* andern aus dem Unbewußten zur "Bewußtheit
erwecken, nach dem Prinzip der Assoziation. Ein erlebtes Paar von
Gegenständen mit starkem Gefühlston steht in assoziativer Affinität. Der eine
Partner kann den andern zur Bewußtheit erwecken. Eine Assoziation nach
dem Prinzip der Aehnlichkeit und des Kontrastes lehnt Driesch ab, da die
eindeutige Bestimmtheit fehlt. Die Assoziationstheorie in diesem Sinne ist
nach ihm eine Theorie des Kopierens und unfähig, den seelischen Ablauf zu
erklären.

Als dynamische Faktoren für eine vollständige kausale Theorie des Seelenlebens
führt Driesch „einschränkende" und „richtende" Agentien ein, die in
unbewußter Form wirksam sind. Werden diese dynamischen seelischen Faktoren
niemals während ihres Wirkens bewußt oder höchstens vielleicht am
Ende, so werden sie nach*Kof f ka als „latente Einstellungen" bezeichnet. Das
sind aber rein theoretische Setzungen, die in keiner Weise auf einem unmittelbaren
bewußten Erlebnis beruhen. Diese richtenden Kräfte können sich aber
auch gelegentlich in bewußter Form darstellen. Sie sind für die experimentelle
Forschung viel geeigneter als jene, welche dauernd unbewußt bleiben.

Da die Erinnerungsbilder keine festen und bestimmten Kopien der Originale
sind oder höchstens gefälschte Kopien, so gibt es nach Driesch* über-


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