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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1926.)

haupt keim Reproduktion, wohl aber eine Produktion auf Grundlage eines
Materials, welches fähig ist, jede beliebige neue Form der Kombination seiner
Elemente anzunehmen; ferner existieren nach ihm keine festen und bestimmten
seelischen Dinge mit festen assoziativen Affinitäten.

Das unbewußte X, in welchem alle von uns studierten Phänomene stattfinden
, wird von Driesch „Seele" oder besser „meine Seele" genannt
. Die Seele ist also die unbewußte Grundlage meines
bewußten Habens in seiner Gesamtheit und in seiner
zeitlichen Abfolge.

„In meiner Seele gibt es ein stetiges Werden, gewissen Formen der
Kausalität unterworfen, während ich nur bewußt habe und zwar in unstetiger
Form, vergleichbar dem Geknatter einer elektrischen Maschine."

Das wesentlichste der Lehre von Driesch besteht also in dem Nachweis,
daß es kein Werden, keine Kausalität, kein Tun, keine zeitliche Kontinuität
auf der bewußten Seite des Lebens gibt. „Meine Seele ist
also die unbewußte Grundlage meines bewußten Erlebens
und zwar im Dienste der Ordnung. Sie ist im Besitze des
Schemas Ordnung."

„Wir können diese dynamische Organisation nur auf der Grundlage der
logischen Struktur unseres bewußten Erlebens, welches, wie wir wissen,
statisch ist, entdecken, denn wir können die Seele nicht erforschen wie die
Anatomie eines Tieres. Die Seele und ihr Bau sind ganz gewiß
nicht räumlich."

Der zweite größere Abschnitt des Werkes heißt „Psychophysik".

Für die körperlichen Begebenheiten wird der Ordnungsbegriff „mein
Leib" gesetzt, als Bestandteil der Natur.

„Die funktionale Abhängigkeit zwischen meinem Erlebnis eines gewissen
Komplexes reiner Qualitäten und dem gleichsam unabhängigen Geschehen
in gewissen Teilen meines Leibes bedeutet also keineswegs kausale Abhängigkeit
."

Nach unserem Autor hat es den Anschein, als ob das junge Menschenkind
die Fähigkeit besitze, i. den Gesichtsausdruck anderer Menschen mit Rücksicht
auf die in ihm vorhandenen Gefühle zu deuten und 2. den Gesichtsausdruck
, welchen es gesehen hat, in seinem Gesichte nachzuahmen. „Beide
Fähigkeiten sind wunderbar und nicht auf dem üblichen Weg zu erklären.*.
Wir besitzen offenbar eine dumpfe, instinktive Kenntnis von allgemeiner
,Duheit' in ursprünglicher Weise. Und auf der Grundlage einerseits von Analogie
, anderseits aber von dieser gleichsam kategorialen aphoristischen Kenntnis
schließen wir, daß es andere Iche gibt, welche jeweils mit dem Körper
eines bestimmten menschlichen oder tierischen Wesens verknüpft sind."

Die Lehre, daß es keine Zustände der Seele und keine Vorgänge gibt,
welche nicht von physiko-chemischen oder mechanischen Zuständen oder Vorgängen
im Hirn begleitet ist, führt nach Driesch den Namen psychomechanischer
Parallelismus. Eine solche Auffassung setzt aber, wie das Driesch schon in
anderen Arbeiten gezeigt hat, voraus, daß jeder Organismus, also auch der
handelnde Mensch, als mechanisches System begriffen wird. Der in diesem
Sinn vorausgesetzte Begriff der Hirnspur wird aber von der heutigen Psychologie
mehr und mehr verlassen (Becher, Bergson). Driesch weist nach, daß
% Reiz und Affekt durchaus nicht in der Weise aneinandergekettet sind, um


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