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Schrenck-Notziag. Hans Driesch: Orundprobkme der'Psychologie. 503

eine psycho-mechanische Gesetzmäßigkeit zu rechtfertigen und widerlegt diese
Theorie mit einer Reihe von Gründen.

„Natur und Seele sind zwei vollständig voneinander getrennte Reiche der
empirischen Wirklichkeit und deswegen vollständig unfähig, kausal aufeinander
.zu wirken. Wie alle organischen Körper, so wird auch der Leib von dem
Prinzip der Entelechie beherrscht (ich kann also von der Entelechie meines
Leibes sprechen!). Es gibt nun auch eine Wechselwirkung zwischen der
Entelechie und der Materie meines Leibes und umgekehrt und außerdem eine
Wechselwirkung zwischen dem Wirken meiner Seele sowie meines bewußten
Erlebens auf den Leib. Hierbei muß bemerkt werden, daß metaphysisch
„meine Seele" und „meine Entelechie" für das Reich des Absoluten dasselbe
bedeutet. Das Gehirn ist ein präformiertes System von unzählbaren möglichen
Verknüpfungen. Die Seele benützt dieses System und schafft reale Verbindungen
gemäß ihrer ganzmachenden Tätigkeit. Gehirn und Seele (Entelechie)
sind wie eine große Telephonstation mit ihrem Personal."

Bergson hält das Gehirn nur für ein System von Verbindungen und nennt
es „ein Organ der Stellungnahme", (Attitüde). Ueber die Rolle des Gehirns
bei besonderen seelischen Geschehnissen herrscht vollständige Unkenntnis. Somit
ist das Gehirn als materielles System nicht die Grundlage des Wesens des
Seelischen, wenn es auch für gewisse Besonderheiten in dessen Rahmen verantwortlich
sein kann.

„Unsere Bewußtseinsvorgänge sind nur eine Erscheinung des Wirklichen,
das an und für sich metaphysisch ist."

Wissen erscheint Driesch als einzigartige Form der Beziehung, die nicht
Gegenstände mit anderen verknüpft, sondern das Subjekt mit der objektiven
Welt im ganzen. In der Form des Ur-Sachverhaltes „Ich habe bewußt etwas"
erkennt ein Teil des Wirklichen sich selbst. Wissen wird zu einer sich selbst
erkennenden Qualität des Absoluten. Innerhalb des Rahmens der Wirklichkeit
und also des Wissens müssen besondere Wissensinhalte auf dem Wege der Empfindung
kausal erworben werden.

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Organisation der Seele,
welche ein unraumhaftes, ausgedehntes Etwas und doch mannigfaltig in sich
ist. Sie ist in der Hauptsache unbewußt, nur ein Teil von ihr ist bewußt in
der Form „ich habe etwas". Vielleicht besitzt sogar die Vollseele Ichform.

„In einer Seele und in einem Leib können aber auch mehrere gegeneinander
abgeschlossene, wesensgleiche Iche vorkommen (Bewußtseinsspaltung). Das
dynamische, als Seele bezeichnete Etwas (auf dem Boden der Naturlehre), ist
metaphysisch lediglich ein theoretischer Ordnungsbegriff, ebenso wie seine
Bestandteile Empfindung, Wahrnehmung, Handlung. Die seelische Dynamik
(Grundlage unseres Innenlebens) zeigt die determinierende Tendenz in richtender
Weise, einschränkende Faktoren und assoziative Affinitäten. Zu ihrer
Verfügung stehen außerdem die Kräfte der Materie, der vitalen Entelechie.
Die ganzmachende, ordnende Kraft der Vollseele liegt allem zugrunde. Die
Rolle des Gehirns ist unbekannt. Der Teil der Seele, welche wir unser Ich
nennen, wird sich während seiner Tätigkeit gewisser seiner Erlebnisse bewußt.
Gefühl, Gedanke, Gedächtnis und Erinnerungsbilder treten vor das Ich, eines
nach dem andern. Die Dynamik der Seele ist aber auch physikopsychisch, also
zentripetal. Der Körper wird durch einen physischen Reiz affiziert, dann
wird die parallelistische Doppelheit der Entelechie-Seele erregt und ihre


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