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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1926.)

Die physikalischen Phänomene der Parapsychologie, also Levitation und
Materialisation, sind nach Driesch eine gewisse Fortsetzung der biologischen,
auf dem Boden des Vitalismus.

Das größte aller Rätsel aber bleibt für Driesch die spezifische
Empfindung.

In Heft a5 der „Naturwissenschaften" vom 18. Juni 1926, veröffentlicht Prof.
Kof f ka, Gießen, Bemerkungen zu dem vorstehend besprochenen Buch von Driesch.
Er gibt die Krisis in der Psychologie zu, kann, aber in dem Vitalismus von Driesch
keine Lösung derselben finden, ebensowenig wie im Mechanismus. Seine Materiallehre
hält er für konservativ, da das Verhältnis der elementaren und komplexen
Erlebnisse bei den alten Psychologen nicht anders beschrieben wurde jals
bei priesen. >

Seine Auffassung der dritten Dimension entspricht nach Koffka einer konservativen
, veralteten Anschauung. Sie war früher Gemeingut einer Schule von
Forschern, wurde aber von Hering (1864) und von Stumpf (1873) verworfen.

Der psychologische Vitalismus von Driesch ist durch die statische Natur des
Bewußtseins bedingt. Mit dem Begriff der „Seele" entzieht er einen Faktor |der
mechanischen Kausalität. Derselbe besitzt seine eigene Dynamik und benutzt
mechanische Gesetzmäßigkeiten, um sie zu verwirklichen, grade wie in der Biologie
„die Kräfte der Materie der vitalen Entelechie zur Verfügung stehen".

Schließlich kommt Driesch zu der nach Koffka seltsamen Folgerung, daß
nichts eigentlich Neues im Universum entstehen konnte. (Philosophie des Organischen
, 2. Aufl. S. hit\, 1921.)

Mit der Feststellung, daß aus der Nichtexistenz parapsychologischer Tatsachen
sich ebenso Eigenschaften der Seele ableiten lassen wie aus ihrer Existenz,
bricht Koffka, der übrigens in diesem Punkt Driesch mißverstanden haben dürfte,
den Stab über das ganze System des Leipziger Philosophen. Nach K. argumentiert
Driesch so, als wäre die mechanische Psychophysik die einzige physikalisch
-physiologische Theorie des psychischen Geschehens.

Der Gestaltstheorie, welche versucht, organisches Geschehen aus den Gesetzen
an physischen Gestaltungen zu erklären, steht Driesch negativ gegenüber,
obwohl er keine eigenen Untersuchungen darüber anstellte, was physisches Gestalten
vital leisten kann.

Ebenso steht nach Kof fka die radikale Trennung \on Wirkungseinheiten und
wahren Ganzheiten, wie sie Driesch ausgesprochen hat, auf schwachen Füßen.
¥ Daß die kühnen, ja revolutionären Thesen von Driesch Widerspruch erfahren
würden, war vorauszusehen und es ist wobl möglich, daß sein in sich geschlossenes
philosophisches System in einzelnen Punkten einer Revision unterzogen
werden muß.

Wenn wir im vorstehenden Koffkas Kritik volle Gerechtigkeit widerfahren
lassen, so bleibt doch sein Urteil über die Parapsychologie unverständlich jund
erscheint lediglich als Frucht einer dogmatischen Voreingenommenheit. Denn
sonst könnte er nicht die gänzlich unbegründete Behauptung aufstellen, daß
selbst, wenn sich aus dem Wust parapsychologischer Phänomene ein Kern herausschälen
sollte, welcher nicht auf Betrug und Selbstbetrug zurückzuführen ist —
diese Probleme heute kaum ein wissenschaftliches Interesse besäßen — wenn
sie auch dereinst Probleme der Wissenschaft werden könnten — allerdings Probleme
ganz anderer Art! Es ist absolut nicht einzusehen, warum nicht heute
etwas möglich sein sollte, das morgen geschehen wird. Durch solche rein ge-


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