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Reddingius: Eine Betrachtung über Todesprophezeiungen

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Herzogin und ihren Vater, dem seine Tochter die Vision mitgeteilt hatte, und
zwar einen Tag nachdem sie diese gehabt hatte.

Dem Unterbewußtsein der wahrsagenden Person kann man ein ausgiebiges
Hellsehen des heutigen — z. B. der Situation und der Möbel im Hause des Lord L.
und des Aussehens der für Dr. Cooper in Betracht kommenden Pfleger — zuschreiben
, aber daß dieses Unterbewußtsein in den letztgenannten vier Fällen die
Prophezeiung verwirklicht haben könnte, wird dem Parapsychologen nur dann
annehmbar dünken, wenn er sich vergebens gefragt haben sollte, ob nicht eine
andere Voraussetzung der oben gedachten vorzuziehen sei.

Unbedingt unwahrscheinlich ist die Voraussetzung bei den folgenden Prophezeiungen
, in welchen es sich allerdings nicht um den Tod von bestimmten
Personen handelt, aber um Ereignisse, wobei Tausende und Millionen ungenannte
Menschen werden umkommen müssen. Ich meine die beispiellosen
Voraussagungen der Frau Przybylska über den letzten Feldzug der Tlussen in
Polen (Revue Metaps. 1921, Nr. 7) und des Frl. Sophie X. in Athen über den
großen Weltkrieg (Revue Metaps. 1925, Nr. 6).

Was die ersten anbelangt, so wurde z. B. am i3. Juni 1920, als die Polen?
meinten, endgültig gesiegt zu haben — sie hatten Kiew besetzt —. vorausgesagt,
daß Polen bis Mitte August nur Unglück haben werde; am 6. Juli, daß sie
bald das ganze rechte Ufer der Weichsel — nicht Warschau — räumen würden;
am 12. Juli, daß die Russen Minsk, Kowel und Wilna besetzen würden, und
daß der Wendepunkt am ib. August kommen würde; am 21. Juli, daß die
Polen mit Hilfe eines Freundes aus Paris über die Russen siegen würden. Man
weiß, daß tatsächlich Warschau am i3. und i4. August von den Russen angegriffen
wurde, und daß, dank dem General Weygand, am i5. August die
Chancen des Krieges sich wendeten.

Die Zeitung To Astu publizierte vom 11. bis i4. August 1914 (a/j. bis
27. August unserer Zeitrechnung) die Prophezeiung des Frl. Sophie X., welche
dieses am 6. Juni 1914 ihrem Arzt Antoniou zu Protokoll gegeben hatte. Nicht
alles ist in Erfüllung gegangen — besonders was Griechenland anbelangt,
scheinen patriotische Wünsche die Prophezeiung beeinträchtigt zu haben —
aber vieles, woran damals niemand dachte, hat sich verwirklicht, z. B. daß
Millionen umkommen würden, daß die Türken und Bulgaren durch Mazedonien
in das sich ruhig verhaltende Griechenland eindringen würden, daß Italien anfangs
neutral bleiben würde, daß Griechenland noch zu rechter Zeit der Triple-
Entente beitreten würde, um seinen Teil am Sieg zu haben, daß England bei
den Friedensverhandlungen eine bedeutende Rolle spielen würde, daß Oesterreich
sich in seine Elemente auflösen werde, daß dieses für Deutschland nicht
der Fall sein würde, aber daß man ihm die fremdstämmigen Länderteile entreißen
würde, daß es Republik werden und sich bald wieder im Aufgang befinden
würde.

Die Verwirklichung solcher Prophezeiungen weist m. E. hin auf echtes
Hellsehen in, die Zukunft, das aber nicht notwendig in deterministischem Sinne,
sondern in dieser Weise gedeutet werden kann, daß Kenntnis genommen wird
von schon existierenden Plänen, deren Ausführung nicht notwendig ist. Man
kann nämlich voraussetzen, daß ein über die Individuen herrschender Geist
wenigstens für die großen Ereignisse in der Menschenwelt vielumfassende Entwürfe
macht und diese zur Ausführung bringt, indem er die benötigten Hand-


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