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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0563
534 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1926.)

die den- Zerfall des Protoplasmas herbeiführen. Im Ultramikroskop läßt die
lebende Materie Brownsche Bewegung der Plasmateilchen erkennen.

Eine eigenartige, durch den kolloiden Bau des Protoplasmas bedingte Fähigkeit
, ist die Um- und Rückbildungsfähigkeit der Zellen. Ganze Organkomplexe
nämlich können aufgelöst und neu gebildet werden. Die Neubildung geschieht
durch Umdifferenzierung eines Teiles des vorhandenen Zellenmaterials. Von
dieser Fähigkeit machen viele niedere Tiere, wie Polypen und Würmer, aber
auch Wirbeltiere, wie die Amphibien und Reptilien, Gebrauch, indem sie verletzte
Gewebe oder durch Unfall verlorene Glieder wieder nachwachsen lassen.
Viele Tiere, die sich besonders durch die Fähigkeit der Regeneration auszeichnen
, vermögen in ungünstigen Lebensverhältnissen Teile ihres Körpers frei-
willig abzulösen. Ungünstige Almungsverhältnisse, Mangel an Nahrung oder
drohende körperliche Ge Bahren sind der Anlaß zur Selbstverstümmelung oder
Autotomie, durch die diese Tiere größere Teile und wichüge Organe ihres
Leibes, ohne dauernden Schaden zu erleiden, abstoßen können, um sie dann
bei günstigeren äußeren Verhältnissen zu ersetzen. „Sehr verbreitet ist Autotomie
bei den Würmern. Strudelwürmer, Nemertinen und Anneliden vermögen
ihren Körper bei unsanfter Berührung oder sonstiger heftiger Reizung
in Stücke zu zerschnüren. Bei Regenwürmern tritt sie bei allen möglichen
Reizen mechanischer und chemischer Art auf. Hescheler hat experimentell
bei verschiedenen Arten von Regenwürmern durch Reizung mit Chloroform,
Chloralhydrat, elektrische Ströme, Druck und Verwundungen die Abschnürung
von Teilen des Wurmleibes herbeigeführt." Selbst Protozoen „können schon
Teile ihres Protoplasmaleibes ohne Schaden abreißen, wenn sie zwischen irgendwelchen
Gegenständen sich verfangen oder verklemmt haben oder an ihnen
kleben geblieben sind" (5).

Die Ablösung von Körperteilen dient auch zur Fortpflanzung. Die abgetrennten
größeren oder kleineren Körperabschnitte eines bereits bestehenden
Organismus wachsen selbständig weiter, ergänzen durch Neubildungen die
fehlenden Organe und gleichen nach deren völliger Ausbildung in allen Körpereigenschaften
dem ursprünglichen Individuum vor der Teilung. Wodurch diese
Wachstumsprozesse hervorgerufen werden und den Anlaß zur Bildung neuer
Organismen geben, dafür vermögen wir auch nicht die geringste Erklärung
zu geben. Es ist eine rein biologische Eigenschaft des Protoplasmas, die selbst
^die höchstorganisierten Organismen befähigt, artgleiche Individuen ständig aufs
neue zu bilden. Diese Fähigkeit ist selbst den Atomen eigen, deren Teile den
normalen Atomverband verlassen und so Veranlassung zu Neugestaltungen
geben. Eine andere, nicht minder interessante Art der Vermehrung besteht
in der Knospung. Das Tier bekommt Auswüchse, die sich durch rasches Wachstum
zu selbständigen Individuen entwickeln. Diese durch Knospung entstandenen
Organismen vermögen sich vom Mutlerleib abzuschnüren und selbständig
weiterzuleben. In den meisten Fällen verbleiben sie jedoch in der Nähe
des Muttertieres und sind dann mit diesem auch verbunden. Ob die Fähigkeit
der Knospung durch Bildung von Protoplasmaauswüchsen sich auf die kleinen
Tiere beschränkt, bedarf noch der Klärung. Auch in Fällen, wo die Abschnürung
nicht auf Selbstverstümmelung oder Fortpflanzung zurückzuführen ist,
vermag das Protoplasma (einzelne Zellen oder Gewebe) auch nach Abtrennung
aus dem normalen Verband zu leben. Dies ist durch erfolgreiche Experimente
nachgewiesen worden. Stückchen von Bindegewebe, Haut, Niere usw. lassen


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