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Chivs : Erscheinungsformen der lebenden Materie.

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bildet werden, sich zu einer Strähne zusammenschließen und netzartig die
Finger verbinden. Die Fäden sind elastisch und ziehen sich beim Oeffnen der
Finger auseinander. Fremde Berührung erzeugt Schmerz." (12) Bei der
Eusapia Palladino entwickelten sich auch kräftigere Gebilde als Fäden. Bei
Lichtreizen zieht der mediale Organismus sofort die Plasmafäden ein. Dies©
Gebilde vermögen auch das Elektroskop zu entladen. Zur Aufhebung kleinerer
Gegenstände genügt meist ein Yerbindungsfaden zwischen den Fingern nicht,
weshalb erst ein zusammenhängendes, tragfähiges Netz gebildet werden muß.
„Man kann jederzeit den Faden durchschneiden, wenn man dazwischenfährt;
dann hört jede Wirkung auf; dasselbe ist der Fall, wenn das Medium die Hände
weit voneinander entfernt. Sobald sie dieselben aber in Stellung bringt,
tritt auch sofort der Rapport wieder ein." (12) Diese Fortsätze können sich
mit unglaublicher Schnelligkeit bilden und wieder auflösen. Ihre Tragfähigkeit
ist nicht unbedeutend, da das Protoplasma eine durchsichtige, sehr leicht
getrübte Masse ist, die trotz ihrer fast flüssigen Beschaffenheit wohl leicht
zu zerschneiden, dagegen schwer zu zerreißen ist. Ihre Elastizität ist so groß,
daß Fäden von einer Feinheit gebildet werden können, die nur wenige Moleküle
im Querschnitt enthalten. Die lebende Substanz hat die Fähigkeit sich entgegen
der Schwerkraft aufzubauen. Die aus dem Körper des Mediums entstehenden
Plasmafortsätze werden nicht etwa herausgepreßt, sondern sie wachsen
einfach heraus. Man könnte einwenden, daß ein so schnelles Wachstum
lebender Glieder bisher beispiellos ist, was aber durchaus nicht gegen dessen
Möglichkeit, bzw. Tatsächlichkeit spricht. Nach v. Schrenck-Notzings Meinung
sei es ganz unklar, aus welcher Substanz diese seltsamen Fortsätze gebildet werden
. Da es sich um lebendes Gewebe nach seinen eigenen Beobachtungen handelt
, und die Pseudopodien sich autonom bewegen, krümmen und zusammendrehen
, können sie nur aus Protoplasma bestehen. Nur der kolloide Bau der
lebenden Substanz ist imstande, die beschriebenen Eigenschaften der in der
Trance produzierten Fortsätze zu erklären. Sollte es nicht möglich sein, daß
tinter noch unbekannten physikalischen Verhältnissen Protoplasma aus der
zwischen der Hornschicht und Lederhaut der Epidermis befindlichen Schleimschicht
auf die Körper ober fläche ausgeschieden wird? Th. Graham lehrt das
in einer geringeren Konzentration als diese, und zwar unter bestimmten physikalischen
Bestimmungen.

Bei den telekinetischen Vorgängen ist noch die Korrelation (wechselseitige
Abhängigkeit zweier Teile) zwischen den Bewegungen der medianimen Fortsätze
und denen der Körpergliedmaßen zu erwähnen. Prof. Botazzi, der eingehende
kritische Experimente mit Eusapia ausführte, sagt: „Man muß die
Finger der Palladino in seiner eigenen Hand gehabt haben, um sich überzeugen
zu können, daß die Erhebungen, das Zupfen der Saiten usw. immer gleichzeitig
mit ganz leisen Bewegungen der Finger mit Zuckungen und Griffen der Hand
des Mediums verbunden sind, wie wenn sie durch einen Willen dirigiert wäre,
der den erzielten Effekt kennt." Nach den ausgeführten Fernbewegungen fühlte
Eusapia ein Brennen in den Händen, wie wenn sie dieselben längere Zeit in
siedendem Wasser gehabt hätte. Die medialen Fortsätze sind in der Bewegung
äußerst rasch und lösen gewünschte Wirkungen sehr geschickt aus. Das Medium
vermag sich seiner neuen Gliedmaßen ebensoleicht zu bedienen, wie der normale
Mensch seiner körperlichen. Pseudopodien werden meines Erachtens deshalb


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