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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0607
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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

Auch auf dem Feld des Außer- und Uebersinnlichen wird mit der Zeit
ein Umschwung überholter Lehrmeinungen einsetzen, und die3 um so eher,
als selbst die scheinbar fest verankerten Fundamente unserer physikalischen
Begriffe von Grund aus erschüttert sind. Wir stehen inmitten einer geistigeil
Revolution von unerhörtem Ausmaß, die das ganze Gebäude der normalen
Psychologie ins Wanken bringt und damit auch die wind- und wettermorsche
Baracke der „wissenschaftlichen Tierpsychologie" hinwegfegt, soweit sie auf
dem Sandboden einer Niehls-als-Instinkt-und-Reflex-Theorie aufgebaut war.

Aber aus diesen Trümmern erheben sich schon die mächtigen Grundmauern
eines neuen Lehrgebäudes, das über dem Portal die Inschrift trägt:

Tierpädagogium.
Ein Tierunterricbts- und -Erziehungsinstitut, das nach dem Vorbild der Physikalisch
-Technischen Reichsanstalt beraten sein wird, für ein neues Gebiet
neue Methoden zu schaffen. Durch diese Methoden — der Beweis liegt vor —
werden wir tiefer in die Geheimnisse der Menschen- und Tierseele eindringen
können, als es bisher möglich war.

In weiten Versuchsräumen, in Laboratorien, ausgestattet mit allen verfügbaren
Hilfsmitteln aus der Rüstkammer moderner Wissenschaft, wollen
wir an einem reichen Schülermaterial von Tieren ihre intellektuellen und
okkulten Fähigkeiten erforschen. So werden wir einen unmittelbaren Einblick
in unbekannte Seelengebiete tun können, ohne harten Zwang und körperlichen
Eingriff: unsere Sonde sei verständnisvolles Einfühlen, unsere Instrumente —
Liebe und Hingabe.

die Hoffnung aus, daß wir in 10 Jahren vielleicht Sicheres über die Möglichkeit
einer telepathischen Uebermittlung zwischen Mensch und Tier wissen werden.

Diese Aufsätze erscheinen also gerade zur rechten Zeit.

Die Möglichkeit einer solchen telepathischen Uebertragung, namentlich in
neuerer Zeit bei den „rechnenden Hunden", wurde schon von altersher behauptet,
aber niemals experimentell und sicher nachgewiesen, bis im Jahre 1924 Professor
Bechterew (Petersburg) über sehr bemerkenswerte Versuche mit Hunden berichtete,
die telepathisch übermittelte Bewegungsaufträge ausführen konnten.

Die Untersuchungen von Karl Krall stammen schon aus dem Jahre 1907
und gehen eigentlich, theoretisch, auf das Jahr 1901 zurück.

Der Verf. hat bisher mit der Veröffentlichung seiner Ergebnisse gezögert, weil
er — wahrscheinlich mit Recht —- eine Fülle von Mißverständnissen voraussah, die
eine Aneikennung seiner Unterrichtserfolge auf lange Zeit verhindert haben würden.
$ Er erhoffte zuerst die Wiederholung seiner Tierunterrichtsversuche seitens
der Wissenschaft und damit die zu erwartende Bestätigung seiner Annahme eines weitgehenden
Denkvermögens beimTiere. In dieser Voraussetzung sah sich der Verf.
getäuscht: die Wissenschaft hat die ihr gegebene Methode nicht benutzt, sondern
ist auf dem Standpunkt der Pfungstschen Zeichenhypothese von 1904 selbst-
genügsam stehengeblieben. Es erscheint nunmehr — nach langen 20 Jahren — endlich
an der Zeit, nicht länger mehr auf die Zustimmung einer rückständigen, wenn
auch offiziellen „Wissenschaftlichen Tierpsychologie*' zu warten, sondern nunmehr
auch die zweite, okkulte Seite dieses vielfältigen Komplexes — des Tierseelenproblems
— der Welt zu verkünden.

Auf das Denkproblem des Tieres wird K. Krall an anderer Stelle eingehen
und sowohl die vielen Einwände, die erhoben wurden, wie auch die Beweise,
die für das Denken der Tiere sprechen, einer objektiven Kritik unterziehen. In
einer „Geschichte von den Elbeifelder Pferden" wird der Verf., gleichfalls an
anderer Stelle, einen kulturgeschichtlich wertvollen Beitrag zu dem Problem liefern,
worauf wir unsere Leser schon hier hinweisen möchten.

Es handelt sich dabei um zwei ganz verschiedene Seiten des Problems
der Tierseele.


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