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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0615
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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

Die sog. „Gedankenübertragung nach Cumberland", die meist mit einem
Anfassen, zumindest einer indirekten Berührung verknüpft ist, beruht auf den
feinen, unwillkürlichen (ideomolorischen) Muskelzuckungen der Versuchsperson,
die den „Gedankenleser" ohne es zu wollen leitet. Diese Gumberlandversuche,
in denen ich es selbst zu einiger Meisterschaft brachte, haben nichts mit außersinnlicher
Denkübertragung zu tun.

Jedenfalls gewann ich durch diese jahrelangen Bemühungen einen weiten
Ueberblick über die auf diesem Gebiet angewandten Pfiffe und Kniffe. Aber
obwohl mit diesen Vorstudien über 20 Jahre dahingegangen waren, fehlte mir
noch immer der überzeugende Beweis.

Das Jahr 1901 brachte für mich die Entscheidung. Im No\ember dieses
Jahres lernte ich durch eine Kette merkwürdiger Zufälligkeiten den brasilianischen
Gedankenleser Georges Ninoff kennen, und dieses Zusammentreffen
wurde für mich ein Erlebnis von tiefstem Eindruck: Ninoff überzeugte
mich unter völlig zwingenden Bedingungen von dem Vorhandensein
einer a uß er s i n n 1 i c h e n Denküber tagung zwischen
Mensch und Mensch.

Meine Beharrlichkeit war endlich belohnt: ich erlebte die Kunst eines
wirklichen Gedankenlesers in seltener Vollendung. Die Tatsache echter Denk-
übertragtmg konnte ich nun in zahlreichen Versuchen, dabei in wechselnder Umgebung
, einwandfrei feslstellen: Ninoff und ich allein, in kleinem, auserwählten
Kreise, in wissenschaftlichen Versammlungen und in der Oeffentlichkeit. Er
selbst war freudig überrascht, in mir einen Menschen zu finden, der seine
Leistung bewundernd anerkannte und nur den Wunsch hatte, ihr wissenschaftlich
nachzuspüren.

Aber die Begegnung mit ihm wurde noch in anderer Hinsieht für mich bedeutungsvoll
(wir werden später darauf zurückkommen), wenngleich sich damals
noch nicht voraussehen ließ, daß diese neugewonnene Erkenntnis nur
das Anfangsglied werden sollte in einer Kette psychologischer Erlebnisse und
Entdeckungen von großer Tragweite.

Den nachfolgenden Mitteilungen über Ninoffs Lebenslauf und Arbeitsweise
liegen seine eigenen, mir gemachten Aussagen zugrunde. Wenn auch
dieser Bericht durch die damalige starke Inanspruchnahme seiner Kräfte und
die dadurch verursachte Erkrankung und Gemütsdepression lückenhaft geblieben
ist, erscheint es mir doch der Aufzeichnung wert, was er selbst über
die Entwicklung und Ausübung seiner seltsamen Gabe zu sagen wußte, zumal
sich seine Angaben über das Entstehen des Uebertragungsbildes in seinem
Geiste mit den Aussagen anderer, nichtberufsmäßiger Gedankenleser decken.
Auch sein „Training", das ihn zu der sicheren täglichen Ausübung seiner Kunst
befähigte, erregt unsere Aufmerksamkeit und zeigt, wie man, der Welt entsagend
, durch stete Arbeit an sich selbst zur Meisterschaft gelangt.

Hie und da habe ich ein Beispiel seiner Sprachweise einzuflechlen und
zugleich auch den Zusammenhang des lose Aneinandergereihten zu wahren
gesucht.


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