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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0617
588 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

den Spott und Hohn der Verständnislosen; und die Erinnerung daran hat bis
heute bei mir nachgewirkt, wo ich doch in allen Ländern Ruhm und Erfolg
geerntet habe! Bis zur Stunde habe ich mich nicht zu einem Wiederauftreten
in meiner Vaterstadt entschließen können, denn auch bei uns gilt nichts der
Prophet in seiner Patrie."

In jener welteinsamen Zurückgezogenheit kam Ninpff damals —- aus sich
hieraus — zu der Kur, dem Training, zu dieser seltsamen Lebensweise, die
seiner Beanlagung zu der später erreichten Stärke verhalf und sie damit auf
eine Höhe hob, die vielleicht nie wieder erreicht, geschweige denn übertroffen
wurde. Bei meinem Studium der okkulten Literatur habe ich keinerlei Zeugnis
gefunden, das von einer gleich starken, und was mehr besagen will, gleich
zuverlässigen, fast unfehlbaren Aufnahmefähigkeit eines Menschen für fremde
„Gedankenwellen" berichtet hätte. Als sich Ninoff — ich weiß nicht nach
welcher Zeit — in seiner Kunst völlig sicher fühlte, wählte er sie zum Lebensberuf
.

Es war eine merkwürdige Erscheinung, dieser Mann mit der telepathischen
Gabe, der mir zum erstenmal das Reich des Außersinnlichen erschloß.
Man wird verstehen, daß ich jede freie Stunde benutzte mit ihm zusammen-
zukommen.

Auf mich, auf alle, die mit ihm in nähere Berührung kamen, machte
Ninoff den Eindruck eines liebenswürdigen und zuverlässigen Menschen mit
gutem Herzen, aber von größter Reizsamkeit, die besonders heftig dann
auftrat, wenn er sich verkannt sah. Er war, als ich ihn kennen lernte, eine
stattliche, breite Erscheinung (etwas zur Korpulenz neigend) mit vollem
Gesicht, schwarzem Schnurrbari und dem tiefschwarzen lockigen Haupthaar. Mit
seinen dunklen, energischen Augen, bei der Lebhaftigkeit seines Auftretens
erinnerte er, in seinen Künstlerpelz gehüllt, an einen gewichtigen Impressario.
Seine Gesichtsfarbe war eine gesunde; die Bewegungen waren hastig und nervös,
sein ganzes Wesen „quecksilberartig" unruhig. Sein Kopf war nicht breit und
— wie er sagte — „montee comme un coque"; ein Psychiater soll gesagt haben,
er hätte nie einen ähnlichen Kopf gesehen. Die Stirnhöhe war auffallend
gering, seine Intelligenz nicht ausgeprägt, aber er hatte eine feine Empfindung
für alles, was um ihn her vorging, namentlich in Bezug auf Zu- und Abneigung
jener Personen, mit denen er arbeitete. Sein Wesen war im übrigen sympathisch
, offen und mitteilsam. Er war von seiner Kunst ganz erfüllt und
deshalb in hohem Maße befriedigt, in mir jemanden zu finden, der entschlossen
war, seiner Befähigung nachzugehen und sie wissenschaftlich zu
analysieren.

„Es ist für mich" — sagte er befriedigt — „eine große Satisfaktion, wenn
anständige Leute sich für mich interessieren, und so machen mir Ihre Bemühungen
viel Plaisir. Beachten Sie wohl: ich arbeite stets allein, ohne
jede Hilfe und ohne ein Anfassen der Versuchsperson."

--„Wie verbringen Sie den Tag, wenn Sie abends eine Vorstellung

geben?"

„Für jedes Auftreten bereite ich mich den ganzen Tag vor wie zu einem
Examen. Es ist wie eine priere, nicht wie ein Gebet, aber ähnlich. Ich nehme


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