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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0619
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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

Ich sehe den von anderen Personen innerlich erschauten Gegenstand
meist mit allen Nebenumständen, in Form, Farbe und Größe. Es ist
mir gleich, was man denkt, wenn man es sich nur klar und deutlich
mit Konzentration vorstellt: ein Wort, eine Zahl, ein Bild, ein Buch,
Briefe, ein Gesicht, eine Person.

Manchmal sehe ich innerlich den Gegenstand, aber nicht vollständig, nur
teilweise, oder wie bei Ihrem interessanten Versuch: ich sehe etwas, weiß aber
nicht, wie ichs deuten soll, ich erkenne es nicht als Ganzes, und beschreibe
deshalb das Erscheinende auf Umwegen, in seinen Einzelheiten.

Ich sehe im Geisle nicht immer z. B. die einzelnen Schriftzüge eines gedachten
Wortbildes, aber doch das Allgemeine, die ganze Anordnung, etwa, was
klein und groß und was ganz klein geschrieben ist.

Die Uebermittlung ist im allgemeinen eine ziemlich genaue, das Gedankenbild
weist eine ganze Reihe von Einzelzügen auf, aber es zeigen sich auch merkwürdige
Lücken: einen Herrenkopf mit Schnurrbart, den man sich vorstellt,
sehe ich ohne Schnurrbart. Bei der Kaiserin von Rußland, woselbst ich mehrere
Privatsoireen gegeben hatte (wie ich überhaupt öfter vor Königen und hohen
Herren aufgetreten bin), kam es in der Sitzung vom 23. Oktober 1899 vor,
daß ich das gedachte Wort ,Darmstadt* als ,Darmestat' sah.

In Baden-Baden wollte mir ein Juwelier (Koch), der sich sehr für meine
Aufführungen interessierte, einen Ring durch Gedankenübertragung verehren,
den ich unter hundert vorhandenen Ringen finden sollte. Ich fand ihn sofort;
es war ein Ring mit einem Rubin und zwei Brillanten. ,Cest a vous, Monsieur
Ninoff, sagte der Juwelier. Einen Ring finden kann ja jeder mit verbundenen
Augen. Ob der mir zugedachte in dem Ringständer steckt, ist ja für mich egales
kommt immer nur darauf an, dasBilddesGegenstandeszusehen;
den Ring zu finden, ist zunächst Nebensache."

„Können Sie auch zusammenhängende Handlungen, die Ihnen geistig übertragen
werden, in ihrem Verlauf wiedergeben?"

„Ich kann das z. B. bei einem Gesellschaftsspiel machen, bei einer Hochzeit
, einem Verbrechen. Ich beschreibe dann die verschiedenen Teilnehmer,
die dabei gebrauchten Gegenstände, die mir durch die Gedanken der anderen
übermittelt werden. Ich sehe sie mit ihren Merkmalen, ich beschreibe die
Kopfform, Haartracht und -färbe, Anzug, ob sie Brille, Kneifer oder sonst Auf-
¥ fallendes an sich tragen, alles ohne Anfassen — rein elektrische Uebertragung."

„Darin — bemerkte ich — unterscheiden sich also Ihre Vorführungen
grundsätzlich von denen Gumberlands. Wenn dieser die Teilnehmer einer verabredeten
Tat aufzusuchen hatte, so wurde er durch die unwillkürlichen Muskelzuckungen
der Versuchsperson zu ihnen hingeleitet. Er mußte mit dieser stets
in Kontakt bleiben. Ein innerliches Sehen kam dabei nicht in Frage, und das
eben ist der prinzipielle Unterschied mit Ihnen."

„Um ein glattes Arbeilen zu ermöglichen — fuhr Ninoff fort —, muß man
mir die zu übermittelnde Handlung in ihre Einzelheiten zerlegen. Sie dürfen
nicht sofort an das Endergebnis, z. B. an das zu übermittelnde Bild denken,
das ich in einem Buch, das noch im Schranke steht, aufschlagen soll. Ich muß
im Geist den Befehl erhalten: ,Jetzt rechts gehen, geradeaus, bis zum
Schrank, haltmachen, Arme erheben, Schlüssel fassen, Tür öffnen, von den
Bänden auf dem zweiten Regal den achten herausnehmen usw. Diese Art


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