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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0621
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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

--„Das erzähle ich Ihnen bei nächster Gelegenheil, jetzt führt uns das

zu weit. Ich bin von der Möglichkeit einer solchen Ueberlragung vollkommen
überzeugt, und zwar aus ganz bestimmten Gründen. Nun, wir werden ja
sehen —"

„Ich bin sehr gespannt auf diese späteren Versuche."

„Können Sie mir sagen, mein lieber Ninoff, wie das übertragene Bild in
ihrem Hirn auftritt, wie sich der Vorgang abspielt?"

„Es ist, als wenn ich da oben einen dunklen Halbkreis, einen schwarzen
Zirkus vor mir sähe, in den die gedachten Bilder, Zahlen und Worte wie eine»
Tänzerin hineinhüpfen, umherflattern, davonhuschen, deutlicher, undeutlicher
— je nach der Klarheit des erschauten Bildes. Es ist nicht immer sofort deutlich
, aber in dem Augenblick, wo dieses tanzende Bild ruhig und klar erscheint,
weiß ich bestimmt: das ist das richtige. Ich betrachte das alles als eine ,Tele-
graphie Humaine', als eine communication electrique. Ich lasse meinen Körper
zum Empfang der elektrischen Wellen sans protestation. Vous vibrez sur moi,
je ressens les vibrations differentes, les sensations qui m'eclairent 1'esprit."

„Glauben Sie bei diesen Vorführungen nicht an eine hypnotische oder
aulohyp notische Beeinflussung Ihrer Person?"

„Ich bin ja gerade das Gegenteil! Bei Suggestion oder Autosuggestion
ist es doch ein Zwangszustand, ein willenloses Unterwerfen unter fremde oder
eigene Befehle, aber ich bin in jedem Augenblick vollständig Herr meiner Gedanken
und meines Willens; je suis le maitre! Wenn mir einer gibt Gedanken
zu nehmen jarretiere du jupon einer Dame, das ist unmoralisch. Ich verstehe,
ich gehe ans Ohr und sage: ,Mein Herr, Sie denken so und so, aber ich nicht
machen das!'"

Seine Bewegungen, sein hastiges Vorwärtsstürinen durch den Zuschauerraum
, wenn er eine Person, einen Gegenstand zu suchen hatte, während der Sender
an seinem Platz verblieb, machen den Eindruck einer automatenhaften und
reflexartigen Handlung, bei der sein Bewußtsein, ein Wahrnehmen der Umgebung
sozusagen ausgeschaltet erscheint.

So bin ich der Ansicht, daß es sich bei Ninoff um einen Zustand von
„larviertem Somnambulismus" handelt, der ihn zwar in gewissem Maß von
dem Willen des Senders abhängig macht, ihm aber doch, namentlich in moralisch
zweifelhaften Fällen, sein Selbstbestimmungsrecht läßt, wie es ja aus den
Fällen hypnotischer Suggestion bekannt ist.

Soweit er sich gesund fühlte, gab Ninoff jeden Tag eine Vorstellung im
Yariete oder in Privatzirkeln, selten, daß ihn jemand zu einer wissenschaftlichen
Untersuchung aufforderte.

Ich stand bei seiner Arbeit unter dem Eindruck, als wenn sich bei ihm.
wie bei einem Akkumulator, eine aufgespeicherte Kraft verausgabe, und zwar
in einer mehr oder weniger begrenzten Zeitspanne. Seine öffentlichen Vorführungen
dauerten kaum über 20— 25 Minuten, während die Versuche vor
geladenem Kreise bei mir und in der Stadthalle sich immerhin über eine
Stunde und mehr erstreckten. Dann aber war die Kraft verbraucht, er selbst
völlig erschöpft. Als ich bei der Experimentalsitzung in meinem Hause den
einleitenden Vortrag erst — aus Vorsicht — nach seinem Erscheinen begann
(was ihn nötigte, solange in einem anderen Zimmer zu verweilen), beklagte er


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